Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
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eben Jugurtha, den König von Lybien, besiegt. Sie riefen ihn nach Rom zurück, verlängerten sein Konsulat auf mehrere Jahre und übertrugen ihm den Oberbefehl des Verteidigungskrieges. Kaum ein Jahr nach jener unglücklichen Schlacht an der Rhone eröffnete er den Feldzug. Auf den Rat einer Wahrsagerin enthielt er sich zwei Jahre hindurch jeglichen Angriffes und ernstlichen Zusammentreffens. Währenddessen wurde das römische Lager unablässig von den Feinden bestürmt, aber mit nicht geringerer Standhaftigkeit von Marius verteidigt. Nach Verlauf von zwei Jahren lieferte er die glückliche Schlacht von Aquae Sextiae gegen die Teutonen und Ambronen, die mit geteilten Heeresmassen den Weg nach Italien eingeschlagen hatten. In diesem furchtbaren Treffen fielen 20 000 Feinde, an 9000 wurden gefangen genommen. Die Zahl der Getöteten soll so groß gewesen sein, daß die Massilienser später ihre Weinberge mit den Gebeinen der Erschlagenen umzäunten und die Schlachtfelder, mit Blut und den verwesten Körpern gedüngt, eine reichliche Weinernte gegeben haben. Lucius Florus berichtet, daß die Teutonen in Aquae Sextiae nicht in einer, sondern in zwei Schlachten besiegt worden sind.
Während dieses, für ihre Bundesgenossen so unerwarteten und unglücklichen Ereignisses, forderten die Cimbern, die von Tirol nach Italien gezogen waren, abermals Wohnsitze vom römischen Senat. Sie waren zwar an Zahl und Streitkräften geschwächt, aber ihr Mut war ungebrochen. Wiederum mit einer abschlägigen Antwort beschieden, drangen sie vor und schlugen das Heer des Konsuls Quintus Catullus, das die Alpenpässe besetzt hielt, in die Flucht. Dann fielen sie in Italien ein und lagerten an der Etsch. Auch in diesem Kampf verließ Marius das Glück nicht, das ihm sein ganzes Leben hindurch hold war. Mit großer Schnelligkeit rückte er heran, vereinigte sich mit Catulus und lieferte am 29. Juli eine Schlacht, in welcher 140 000 fielen und über 60 000 in die Gewalt der Römer kamen. Der cimbrische Krieg, der zwölf volle Jahre dauerte, begann mit der Niederlage des Papirius Carbo und endete im 5. Konsulat des Cajus Marius mit der vollständigen Unterwerfung
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/022&oldid=- (Version vom 12.12.2022)