Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
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Antenor II., den Sohn des Marcomyrus. Das Reich war durch glückliche Kriege und Eroberungen der Vorfahren bedeutend vergrößert worden und erstreckte sich vom Rhein bis an das deutsche Meer. Antenor heiratete die Tochter des benachbarten Königs der Britten, namens Cambra. Nach dieser Frau, die wegen ihrer glänzenden Geistesgaben bei dem König in Gunst und Ansehen stand, wurde der Volksstamm Sigambrier genannt. Dies geschah im Jahre 3550 nach Erschaffung der Welt, als Ataxerxes Longimanus König in Persien war.
Auf Antenor folgte sein Sohn Priamus. Unter seiner Herrschaft behielt das Volk nicht nur den Namen der Sigambrier, sondern vermischte auch seine Sprache mit dem Idiom der Sachsen, welche die Cimbern am rechten Rheinufer antrafen, wohin sich ihre stetig wachsende Herrschaft ausgedehnt hatte.
Etwa 300 Jahre später, um 3840 nach Erschaffung der Welt, unter der Regierung Meradocus I., wurden sie von häufigen Ueberschwemmungen des Rheinstromes und der Nordsee heimgesucht und schließlich sogar gezwungen, ihr Wohngebiet zu verlassen. Sie siedelten sich im Harz und in Thüringen an, wurden aber bald von den Bojern wieder vertrieben. Da setzten sie über die Donau und ließen sich in Tirol nieder. Hier begannen sie unter Meradocus II. die Streitkräfte des Stammes zu sammeln und mit den Ambronen und Teutonen vereinigt, Einfälle in Gallien und Italien zu machen. Von Cassandrus I. nach Tirol zurückgekehrt, versuchten sie mit großer Macht — der Heereszug soll an 300 000 Köpfe gezählt haben — durch Helvetien und Gallien nach Spanien vorzudringen, wo ihnen aber von den Kelten eine empfindliche Niederlage bereitet wurde, daß sie sich zurückziehen mußten. Sie zogen raubend und plündernd durch Gallien und schlugen nach erneutem Bündnis mit den Teutonen und Ambronen die Richtung nach Italien ein. Dies geschah um das Jahr 110 vor Christi Geburt. Das erste Heer der Römer unter dem Konsul Papyrius Carbo ward in Illyrien vollständig aufgerieben. Bald darauf besiegten sie auch Mutius Junius Sylvanus, damals Konsul, der sich in ein unglückliches Treffen mit ihnen einließ. Nach diesem Siege schickten sie Gesandte
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/020&oldid=- (Version vom 12.12.2022)