Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
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Japhets Nachkommenschaft verbreitete sich über den größten Teil Asiens und Europas. Gomers Nachkommen hatten ihre Wohnsitze am Asowschen Meere. Sie nannten die Gegend jenseits Thrakien, wo der Don entspringt, die Krim und erhielten davon selbst den Namen Cimmerier. Hierfür ist der Prophet Ezechiel der sicherste Zeuge, der die Gomer und Thogorner als Stämme des Nordens bezeichnet. Das ist natürlich von Palästina aus gerechnet, wo der Prophet unter göttlicher Eingebung schrieb. Am Asowschen Meer blühten die alten Cimbern in Macht und Ansehen. Nahe dem Bosporus gibt es noch heute ein Gebirge und eine Stadt, die von ihnen den Namen Cimmerium erhalten haben. In der Folgezeit sind sie durch die Nachbarländer Rußland, Litauen, Preußen und Vandalien, das von den Pommern und Mecklenburgern bewohnt wird, nach der cimbrischen Halbinsel gewandert. Sie zerstreuten sich über das ganze Land, setzten sich aber besonders an den Küsten fest und nannten sich, mit einer kleinen Verstümmelung ihres Namens, Cimbern. Wann und bei welcher Gelegenheit diese Umwandlung stattgefunden hat, ist unbekannt, da das Volk keine Denkmäler jener Zeit hinterlassen hat, die Aufschluß darüber geben könnten.
Herodot erwähnt, daß die Cimbern bei einem Einfall in Lydien von dem König zurückgeschlagen seien. Auch Sabellicus erzählt, daß Alias, ein König der Lyder, sie aus Asien vertrieben habe. Ob diese Ueberlieferungen auf Wahrheit beruhen und die Cimbern schon um diese Zeit in die nördlichen Gegenden gekommen sind, ist nicht nachzuweisen. Was die alten sächsischen Schriftsteller über diese Begebenheiten berichten, ist mit Vorsicht aufzunehmen, da sie ohne Verständnis und Unterscheidungsvermögen den Stoff zu ihren Werken sammelten. Albert Cranzius, ein sorgfältiger Geschichtsschreiber verwirft ihre Angaben durchweg als haltlos.
Wenn die Wissenschaften bei den Cimbern ebenso eifrig betrieben wären, als das Kriegswesen, so würden sicherlich mehr zuverlässige Nachrichten über ihre Niederlassung und sonstigen Umstände vorliegen. Aber anstatt sich mit den Wissenschaften abzugeben, zogen sie es, wie so viele andere Völker, vor, Händel
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/018&oldid=- (Version vom 11.12.2022)