Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges | |
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Zur Einleitung der Geschichte des Krieges, der die Dithmarscher, ein Volk cimbrischer Abstammung, das sich unabhängig von Dänemark und Holstein gehalten hatte, unter das Joch der Knechtschaft führte, scheint es zweckmäßig zu sein, zunächst die damalige Lage Europas, dann den Ursprung der Dithmarscher, ihre Lebensweise, Sitten und Einrichtungen und endlich ihre Rohheit und Grausamkeit im Verkehr mit Freunden und Nachbarn, den Dänen und Holsten, zu schildern. Durch diese Anordnung wird nicht nur die Zeit des Krieges, die sich durch allerlei bemerkenswerte Begebenheiten auszeichnete, in ein helleres Licht gerückt, sondern auch Ursache und Aeußerung des Hasses unter den Völkerschaften deutlich erkennbar, und endlich über den Feldzug selbst, die Gefahren und Schwierigkeiten des Unternehmens, wie dessen Folgen, eine klare Uebersicht gewonnen werden. Deshalb behandle ich den ersten Teil für sich und gebe erst im zweiten die eigentliche Geschichte des Krieges.
Der Krieg gegen die Dithmarscher begann 1559. Am 1. Januar dieses Jahres war Christian, seines Namens der dritte König von Dänemark und Norwegen, nach einem ruhmreichen Leben im 56. Jahre seines Alters durch einen sanften Tod aus dem irdischen Jammertal eingegangen zur himmlischen Unsterblichkeit. Von Jugend auf mit einem angeborenen Uebel behaftet, das allmählich zur zehrenden Krankheit ausartete, war er bei stets abnehmenden Kräften genötigt, häufig das Bett zu hüten. Als er zu Ende des Jahres 1558 abermals darnieder lag, mahnte ihn Gott im Traume, wenn er noch letztwillige Verfügungen im Interesse seiner Familie zu machen, oder Wünsche
Heinrich Rantzau: Geschichte des Dithmarscher Krieges. Heider Anzeiger G. m. b. H., Heide 1914, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dithmarscher_Krieges.djvu/011&oldid=- (Version vom 28.10.2022)