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Seite:George Sand Indiana.djvu/56

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als Herr Delmare, dessen Vermutungen der Tatsache nahe kamen, ihn befragte, leugnete er hartnäckig. Demnach konnte man das Ereignis dem Zufall zuschreiben. In finsterer Nacht durch den Park gehend, konnte Noun sich in dem herrschenden dicken Nebel verirrt haben und neben der englischen Brücke, welche über den schmalen Fluß führte, von dem steilen und vom Regen schlüpfrig gewordenen Ufer hinabgestürzt sein.

Sir Ralph, der ein tieferer Beobachter war, als er sich anmerken ließ, hatte zwar einen starken Grund zum Verdacht gegen Herrn von Ramière gefunden, doch teilte er ihn niemand mit, da er es für grausam hielt, einem Menschen noch Vorwürfe zu machen, der schon unglücklich genug war, sich zeitlebens solche Gewissensbisse machen zu müssen. Dem Oberst stellte er vor, daß bei dem krankhaften Zustande Indianas es dringend notwendig sei, die Wahrscheinlichkeit eines Selbstmordes ihrer Jugendgefährtin zu verheimlichen. So kam man schweigend überein, niemals in Indianas Gegenwart davon zu sprechen.

Doch diese Vorsicht war unnötig; denn Indiana hatte ebenfalls ihre Gründe, an einen Selbstmord zu glauben. Die bitteren Vorwürfe, welche sie an jenem verhängnisvollen Abend dem unglücklichen Mädchen gemacht hatte, schienen ihr hinreichende Ursachen, um Nouns verhängnisvollen Entschluß zu erklären. Daher hatte in dem furchtbaren Augenblick, wo Indiana den Leichnam auf dem Wasser erblickte, ihr ohnedies so niedergebeugtes Herz den letzten Stoß erhalten. Ihr Leiden machte jetzt schnellere Fortschritte; das junge und vielleicht kräftige Weib wollte nicht genesen und gab sich unter der Last des Kummers dem Tode preis.

„Wehe mir, wehe!“ rief sie aus, nachdem sie die bevorstehende Ankunft Raymons in ihrem Hause erfahren hatte. „Fluch dem Manne, welcher nur hieher kommt, um mir verderblich zu werden. Großer Gott, warum gibst Du zu, daß er sich meines Schicksals nach Willkür bemächtigt, daß er nur die Hand ausstrecken

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George Sand: Indiana. Karl Prochaska, Leipzig [u.a.] [1904], Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:George_Sand_Indiana.djvu/56&oldid=- (Version vom 31.7.2018)