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Seite:George Sand Indiana.djvu/140

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Als er etwas hergestellt war, warf er einen Blick auf die Lage Frankreichs. Die politischen Wetterwolken ballten sich immer drohender zusammen, und da er keine Lust verspürte, sich von neuem in den Streit zu mischen, zog er sich nach Cercy zurück mit dem traurigen Andenken an seine Mutter und an Frau Delmare. Er machte sich mehr und mehr mit dem Gedanken vertraut, daß Indiana für ihn nicht verloren sei, wenn er sich die Mühe geben wollte, sie zurückzurufen. In diesem Entschluß sah er manches Bedenkliche, aber noch weit mehr Vorteile. So lange zu warten, bis sie Witwe sei, um sie zu heiraten, wie Frau von Ramière es gewollt hatte, fand er nicht in seinem Interesse. Delmare konnte noch zwanzig Jahre leben und Raymon wollte nicht für immer der Aussicht auf eine glänzende Heirat entsagen. Seine Phantasie malte ihm ein schöneres Glück. Wenn er sich ein wenig Mühe gab, konnte er über Indiana eine unbeschränkte Macht ausüben und an Geschick und Leichtsinn fehlte es ihm nicht, um aus dieser heißblütigen Frau eine ergebene Geliebte zu machen. Die öffentliche Meinung brauchte er nicht zu fürchten, er konnte ja Indiana in tiefer Einsamkeit wie einen Schatz verbergen. Dort sollte sie ihm an Tagen der Einsamkeit das Glück einer reinen und edlen Neigung gewähren. Indianas Gatte verursachte ihm keine Skrupel: er würde wohl seine Frau nicht dreitausend Stunden weit verfolgen, zumal ihn seine Geschäfte auf der Insel Bourbon zurückhielten. Indiana war nicht die Frau, welche Wert auf gesellschaftliche Zerstreuungen legte; sie wollte nur geliebt sein, und Raymon fühlte, er würde sie schon aus Dankbarkeit lieben, sobald sie ihm nützlich wäre. Er nahm sich vor, sich seine Freiheit zu bewahren, ohne daß sie sich darüber beklagen könnte, er schmeichelte sich, so viel Macht über sie gewinnen zu können, um sie in alles willigen zu sehen, selbst in seine Heirat mit einer andern.

„Übrigens,“ sagte er sich, „hat diese Frau dann für mich ein Opfer gebracht, das sie nicht mehr zurücknehmen

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George Sand: Indiana. Karl Prochaska, Leipzig [u.a.] [1904], Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:George_Sand_Indiana.djvu/140&oldid=- (Version vom 31.7.2018)