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Seite:Georg Rusam - Geschichte der Pfarrei Sachsen.pdf/78

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einer Messe die Loßletz (letzte Lektion) besingen als an einem Tag, so man einem ein Opfer (Meßopfer) sollt halten; welcher aber mehr Messen wollt lassen halten, soll es von seinem Gut ausrichten.“

 Unter dem Chor der Sebastians-Kirche hatte man eine Krypta angelegt, d. h. eine unterirdische Kapelle. Der an dieser Stelle abfallende Hang im Friedhof bot dazu bequeme Möglichkeit, besonders auch für den Eingang an der Ostseite. Die Krypta ist heute noch vorhanden, unmittelbar unter dem Gefallenen-Denkmal, wenn sie auch seit der Reformation nicht mehr als Kapelle benützt wird; sie wurde eine Zeitlang sogar als „Keller“ gebraucht und hat davon heute noch den Namen im Munde der Leute. Der Gedanke zur Anlage einer solchen Krypta kam wohl über Ansbach, wo sich unter der Gumbertuskirche von alter Zeit her eine Krypta befand und noch befindet. Auch die Kirche in Roßtal, die ebenfalls eine Krypta besitzt, kann anregend gewesen sein. Die Sachsener Krypta war freilich ein ganz einfach gehaltener Raum mit einem schlichten Steingewölbe und zwei schmalen Fensterschlitzen. Doch stand ein Altar darin, der – jedenfalls auch im Jahre 1491 – zu Ehren des hl. Bischofs Erhard, des Bekenners Nicolaus, der Jungfrau Ottilie und des Bekenners Jodocus (Jobst) geweiht worden war. Im Altar waren Reliquien des hl. Erhard, des hl. Alban und der 10000 Märtyrer (des „Achatius und Genossen“) verwahrt. Mit dem Altar war ein Ablaß verbunden, d. h. ein Nachlaß von Fegfeuerstrafen, wenn jemand an den genannten Heiligentagen des Erhard, Nikolaus, Jodocus und der Ottilie (8. Jan., 6. Dez., 13. Dez.) den Altar besuchte und opferte (Gebet und Gaben).

 Aus Stiftungen und Opfern brachte die Bruderschaft trotz der Ausgaben für Messen, Lichter u. a. ein ganz hübsches Vermögen zusammen, so daß sie in der Lage war, eben dieses Gotteshaus mit der Krypta zu errichten. Sie erhielt aber auch Grundbesitz. Im ältesten Verzeichnis um das Jahr 1500 lesen wir:

„Wiese am Steinfurt“ (bei Volkersdorf), von deren Ertrag ein Teil zu vierteljährlichen Brotspenden an arme Leute verwendet werden sollte.
„Wölfleinswiese“ (ohne nähere Angaben).
„Eine Wiese zu Gößeldorf“, von der jährlich ein Teil des Pachtertrages an die Frühmesse zu Brodswinden abzugeben war.
„Ein Wieslein bei der Erlmühle, das Werlein genannt“, gestiftet von Michel Miltner von der Erlmühle „zu einer ewigen Frühmesse“ bei der Bruderschaft des hl. Sebastian. – Dazu kam später
„Eine Wiese unter dem Pfarrgarten“, 1513 erwähnt, und
„Eine Wiese am Büchenbach“, 1522 angekauft.