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Seite:Friedlaender-aus-Mueller (1915).djvu/7

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Theodor Müller: Die Geschichte der Breslauer Arbeiter-Bewegung. Erster Teil

wurde Bräuer ausersehen, Kassierer wurden die Genossen Koschel bezw. Nikolaus, Zensoren Zapke und Weinert, Kontrolleure Scheil und Seidel, als Schriftführer wurde der Steindrucker Krause bestimmt.[1]


Das erste Vereinsleben und die Anfänge der gewerkschaftlichen Bewegung.

Kaum hatten in Breslau die Anhänger der Lassalleschen Ideen sich zur Organisation zusammengefunden, so begannen in Preußen die Verfolgungen gegen den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein, und so trafen sie auch bald dessen Breslauer Mitglieder.

Am 30. Mai 1868 sollte in der „Goldenen Sonne“ eine Versammlung der Mitglieder des Vereins stattfinden. Sofort nach Eröffnung der Sitzung aber erhob sich der anwesende Polizeikommissar und teilte mit, daß der Verein auf Grund von § 8 der Vereins- und Versammlungsordnung gemäß polizeilicher Anordnung vorläufig geschlossen werde, da er mit anderen politischen Vereinen, nämlich den anderen Filialen des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins in Leipzig, in Verbindung stehe. Dem Beamten wurde auf Verlangen bescheinigt, daß er den Versammelten die Verfügung ordnungsgemäß mitgeteilt habe, und darauf wurde das Lokal ohne jeden Zwischenfall geräumt. Die Folge dieses Verbotes war – die gerichtliche Verfolgung der Angelegenheit nahm inzwischen ihren Lauf –, daß der Tischlermeister Ahr für den 6. Juni zu einer allgemeinen Arbeiterversammlung in die „Sonne“ einlud. Es erschienen 40 Personen. Zunächst referierte Ahr über die sozialdemokratischen Bestrebungen, die ein dreifaches Ziel hätten: 1. die Naturrechte des einzelnen hervorzuheben, 2. zu zeigen, daß diese der großen Masse durch einzelne verkümmert werden und 3. die Mittel anzugeben, durch welche die Rechte und Pflichten zu völligem Einklang gebracht werden können. An der


  1. Diese Besetzung entsprach einem Dekret Lassalles vom 16. November 1863, wonach in den „Gemeinden“ des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins außer dem Bevollmächtigten und Schriftführer zu wählen sind:
    1. ein Kassierer, welcher die Beiträge einzuziehen, zu verwahren und ein Buch über Einnahmen und Ausgaben zu führen hat;
    2. einen Vizekassierer, welcher denselben in der Ausübung seiner Funktion zu unterstützen und nötigenfalls zu vertreten hat;
    3. und 4. zwei Zensoren, deren Funktion es ist, die mit ihren Beiträgen säumigen Mitglieder zu mahnen und zur Zahlung anzuhalten;
    5. ein Kontrolleur und
    6. ein Kontroll-Assistent, welche die Buchführung des Kassierers zu prüfen und spätestens alle Vierteljahre in der Lokalversammlung über die Richtigfindung der Buchführung zu berichten und die Einnahme und Lokalausqabe, sowie die an die Vereinskasse zu Düsseldorf abgeführten Beträge der Lokalversammlung bekannt zu machen haben.
Empfohlene Zitierweise:
Theodor Müller: Die Geschichte der Breslauer Arbeiter-Bewegung. Erster Teil. Sozialdemokratischer Verein Breslau, Breslau 1915, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-aus-Mueller_(1915).djvu/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)