Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8 | |
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des Panneck, das zweite sehr bald nach seinem Tode. Am 19. April 1892 heiratete ich den Besitzer Wiescholleck. Mit diesem hatte ich drei Kinder, einen Knaben und zwei Mädchen. Der Knabe starb sehr bald, die zwei Mädchen leben. Am 16. November 1899 ist Wiescholleck gestorben. Wiescholleck war zu Lebzeiten des Panneck dessen Wirtschaftsinspektor. Am 3. November 1901 habe ich zum fünften Male geheiratet, und zwar meinen jetzt noch lebenden Mann, den Besitzer Adam Przygodda. – Vors.: Woran sind denn Ihre ersten vier Männer, zunächst Bachur, gestorben? – Angekl.: Bachur bekam den Typhus. Es starben damals viele Leute in Röblau am Typhus. Bachur wollte keinen Arzt haben. Nach acht Tagen war Bachur tot. Ich habe mich mit Bachur wohl bisweilen gezankt, im allgemeinen war aber unsere Ehe eine sehr friedliche und glückliche. Bachur hatte auch Ausschläge auf den Kopf bekommen, so daß ihm die Haare ausgingen. Mein zweiter lieber Mann, Kempka, hatte sich bei dem Tragen eines Sackes Kartoffeln „überhoben“. Er klagte bald darauf über Schmerzen im Rücken und in den Füßen und ist nach einigen Tagen gestorben. Mein dritter Mann Panneck war Ulan. Er wurde zu einer Übung nach Lyck eingezogen. Als er zurückkam, hatte er ein großes Geschwür am Halse, das ihn heftig schmerzte. Kurze Zeit darauf starb er. Es wurde mir gesagt: Panneck sei an der Schwindsucht gestorben. Woran mein vierter Mann Wiescholleck gestorben ist, weiß ich nicht, er ist von Anfang an krank gewesen. Eines Abends hatte sich Wiescholleck im „Krug“ derartig betrunken, daß er nicht nach Hause fand; er hatte mehrere Stunden im Schnee geschlafen. Dadurch wird er sich wohl stark erkältet haben. – Vors.: Haben Sie nicht Ihren Männern Gift beigebracht? – Angekl.: Nein, ich habe mit Gift nie etwas zu tun gehabt. – Vors.: Ihre vier ersten Männer waren evangelisch, Ihr jetziger, fünfter Gatte ist katholisch? – Angekl.: Jawohl. – Vors.: Sie sollen einmal gesagt haben: die evangelischen Ehemänner kosten
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8. Hermann Barsdorf, Berlin 1913, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_8_(1913).djvu/9&oldid=- (Version vom 18.12.2023)