Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8 | |
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der Taschendiebe vielfach Vorschub geleistet. Rosa Kobelt habe auch mit Taschendieben häufig intimen Verkehr gehabt. Auch in der Wohnung des Zeugen Freund verkehren vielfach bekannte und bestrafte Taschendiebe. – Beisitzender, Kammergerichtsrat Schröder: Wann soll Rosa Kobelt den geschlechtlichen Umgang mit den Taschendieben gepflogen haben? – Zeuge: Im September 1877. – Beisitzender, Kammergerichtsrat Schröder: Damals war die Rosa Kobelt noch nicht 13 Jahre alt. – Hebamme Juliusburger: Rosa Kobelt habe ihr erzählt, daß sie von Herrn Castan und anderen Herren Geld für geschlechtlichen Umgang erhalte. Die Rosa habe viel im Café Bauer verkehrt und auch dort von Herren für „Gefälligkeiten“ Geld erhalten. Der Zeuge Färber habe der Frau Kobelt häufig „Flebben“ oder auch „Flebbchen“ angefertigt. (Flebben sind in der Hochstaplersprache fälschlich angefertigte Bettelbriefe und Zeugnisse.) – Frau Niedermeyer: Rosa Kobelt habe ihr, als sie 13 Jahre alt war, erzählt, daß sie auf Veranlassung ihrer Mutter aufs „Herren-Geschäft“ gehe. Wenn sie nicht genug Geld nach Hause bringe, erhalte sie heftige Schläge von ihrer Mutter. Einmal habe Rosa Kobelt erzählt: Sie sei eines abends auf die „Herrensuche“ gegangen und habe sich bei dieser Gelegenheit an ein Schaufenster gestellt. Als ein feiner Herr an das Schaufenster trat, habe sie heftig geweint und als der Herr sie nach der Ursache ihres Weinens fragte, habe sie dem Herrn gesagt: sie habe ihr Portemonnaie, in dem ca. 5 Taler enthalten waren, verloren. Der Herr habe sie aufgefordert, nach seiner Wohnung zu kommen, dort werde er ihr die 5 Taler ersetzen. Sie habe dieser Aufforderung alsbald Folge geleistet und auch von dem Herrn 5 Taler erhalten. Selbstverständlich hatte sie in Wirklichkeit kein Portemonnaie verloren. – Rosa Kobelt und ihre Mutter, die den beiden letzten Zeugen gegenübergestellt wurden, bestritten diese Angaben. – Frau Lehmann bekundete ebenfalls, daß die Kobelt, Tochter und
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8. Hermann Barsdorf, Berlin 1913, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_8_(1913).djvu/57&oldid=- (Version vom 1.5.2023)