Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8 | |
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herumläuft und doch die ganze Triebkraft war, mag er um seiner zwei unschuldigen Kinder willen in der Welt freigesprochen werden, aber der Allmächtige, der über uns ist, wird ihn zu treffen wissen und die Strafe wird fürchterlich sein. Wenn ich ihm gefolgt wäre, dann läge ich jetzt auch da und die Welt würde gewiß gesagt haben, es war ein Liebespaar. Nun, Gott sei Dank, liebe Frau, es ist nicht geschehen und so stehe ich hier als Mörder.“
Vors.: Was sollte Ihnen denn Just so Schlimmes geraten haben, Angeklagter? – Angekl.: Er hat mich doch überhaupt erst auf die Zauberei gebracht. Und dann war verabredet, daß die Bergner und auch ich aus der Schale bei der Beschwörung trinken sollte. – Zeuge Just bestritt das.
Es wurden alsdann noch einmal Sanitätsrat Dr. Passauer, Dr. Karst und Dr. Schlichting vorgerufen, die übereinstimmend begutachteten, daß kein Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten vorliege. Der Verteidiger beantragte trotzdem noch die Vorladung eines Psychiaters; der Gerichtshof lehnte aber den Antrag ab, weil kein Antrag auf Untersuchung des Geisteszustandes seitens eines Arztes gestellt sei und der Gerichtshof nicht den mindesten Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten habe.
Die den Geschworenen vorgelegte Schuldfrage lautete auf Mord. Auf Antrag des Verteidigers wurde eine zweite Frage auf fahrlässige Tötung gestellt. Darauf begann der Erste Staatsanwalt v. Ditfurth sein Plaidoyer. Er schilderte das abenteuerliche Vorleben Jänickes, die Auswüchse des Aberglaubens, die der Prozeß beleuchtet, und betonte: Der Angeklagte sei keineswegs geisteskrank, sondern für seine Tat verantwortlich zu machen. Es möge Leute geben, die den Glauben hegen, daß sie selbst solche übernatürlichen Kräfte besitzen. Dazu gehöre aber der Angeklagte nicht. Er habe es verstanden, die ihm blind ergebenen Personen ganz seinem Willen unterzuordnen; er sei schlau und geschmeidig
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8. Hermann Barsdorf, Berlin 1913, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_8_(1913).djvu/320&oldid=- (Version vom 23.4.2024)