Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8 | |
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es kann unter Umständen ein volles Jahr dauern. Sie habe gefragt, was das für ein Kraut sei. Die Angeklagte habe geantwortet: Das Kraut heißt „Frauenzier“. Die Angeklagte habe ihr auch einmal erzählt: Sie habe in ihrem Planeten gelesen, sie werde sieben Ehemänner haben. Die ersten sechs werden sterben, erst mit dem siebenten werde sie ihr Dasein beschließen. – Die Angeklagte lächelte bei dieser Bekundung und äußerte: Ich habe der Frau so manche Dummheiten erzählt, ich konnte nicht annehmen, daß die Frau das ernst nehmen werde. – Arbeiter Kloßeck, Gatte der Vorzeugin, bestätigte im wesentlichen die Aussage seiner Frau und bekundete außerdem: Wiescholleck war in der letzten Zeit seines Lebens magenkrank; er klagte, daß er schwere Speisen nicht vertragen könne. Als Wiescholleck seine Frau Hexe und Diebin nannte, und ihr drohte, er werde sie wegen Gänsediebstahls anzeigen, da habe die Frau gesagt: Du wirst es nicht erleben, gegen mich als Zeuge aufzutreten. Es kostet mich nur einen Silbergroschen, dann bist du von der Welt verschwunden. Wiescholleck antwortete: Drei Männer hast du allerdings schon vergiftet. Nun willst du wohl auch mich, deinen vierten Mann, vergiften? Bald darauf habe Wiescholleck einen von seiner Frau zubereiteten Hering gegessen. Seit dieser Zeit war Wiescholleck krank; er konnte weder arbeiten, noch auf die Jagd gehen. Er war so schwach, daß er (Zeuge) ihn oftmals nach Hause tragen mußte. Kurze Zeit nachdem Wiescholleck den Hering gegessen hatte, habe ihm die Angeklagte Mehlsuppe vorgesetzt. Wiescholleck weigerte sich, die Suppe zu essen, da ihm schon beim Genuß des ersten Löffels übel wurde. Wiescholleck kam in seine (des Zeugen) Wohnung und sagte: Es komme ihm vor, als wolle ihn seine Frau mit der Suppe vergiften. An diesem Tage habe Wiescholleck bei ihm zu Mittag gespeist. Bald darauf sei die Angeklagte in seine (des Zeugen) Wohnung gekommen und habe ihren Mann gefragt, weshalb er die Suppe nicht essen wolle. Er (Zeuge)
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8. Hermann Barsdorf, Berlin 1913, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_8_(1913).djvu/21&oldid=- (Version vom 28.12.2023)