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Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 8 (1913).djvu/17

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8

mitgebracht. Die Angeklagte habe erklärt: Sie gehe nicht eher zur Trauung, ehe nicht das versprochene Geld und Vieh da sei. Sein Bruder sei ein kräftiger, gesunder Mensch gewesen. Einige Zeit nach der Verheiratung habe er seinen Bruder besucht. Dieser habe so schlecht ausgesehen, daß er (Zeuge) vor ihm erschrocken sei. Er habe geglaubt, sein Bruder habe einen Schlaganfall erlitten. Sein Bruder habe ihm auf Befragen erzählt: Als er eines Tages vom Friedrichshofer Jahrmarkt gekommen sei, habe ihm seine Frau zu essen gegeben; seit dieser Zeit sei er krank. Der Bruder habe über heftige Schmerzen in Händen und Füßen geklagt. Nachdem sein Bruder 1½ Jahre in seiner Behausung gelegen hatte, habe er sich von ihm, dem Zeugen, nach Wallen bringen lassen, da seine Frau ihn nicht pflegen wollte. Der Bruder habe gesagt: Wenn ein Schwein krank sei, dann erhalte es eine bessere Behandlung, als sie ihm von seiner Frau zuteil geworden sei. Er (Zeuge) habe zu seinem Bruder einen Arzt gerufen. Dieser habe gesagt: Ihr Bruder wird nicht mehr lange leben, sein ganzes Blut ist vergiftet. Sein Bruder sei ein sehr nüchterner Mann gewesen und war auch bemüht, seine Frau vom Schnapstrinken abzuhalten. Das Kind seines Bruders sei auch ganz plötzlich gestorben. – Frau Maruch, eine Schwester des Vorzeugen und des verstorbenen Kempka, bestätigte vollständig die Bekundungen ihres Bruders. – Kreisarzt Dr. Urbanowicz (Memel): Er sei früher Arzt in Willenberg gewesen. Dort habe er einmal einen Mann, namens Kempka, behandelt. Er glaube, daß dieser mit dem verstorbenen zweiten Mann der Angeklagten identisch war. Er habe angenommen, daß es sich bei dem Patienten um eine Verdauungsstörung gehandelt habe. Er halte aber eine Arsenikvergiftung nicht für ausgeschlossen. Auf Befragen des Ersten Staatsanwalts bekundete der Zeuge noch: Das Überheben mit einem Sack Kartoffeln hätte wohl lokale Beschwerden, nicht aber derartige Krankheitserscheinungen

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8. Hermann Barsdorf, Berlin 1913, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_8_(1913).djvu/17&oldid=- (Version vom 19.12.2023)