Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7 | |
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Der Auszug über die Fortifikation von Metz war nicht direkt sekreten Charakters, stand jedoch unter dem Schutz des Dienstgeheimnisses. – Major Erffling: Die Lage der Festung Metz ist eine solche, daß, wenn dem Feinde die Kommunikationsverhältnisse der Geschütze genau bekannt sind, er nur nötig hat, seine Geschütze auf diesen Punkt zu richten. Dadurch wird es ihm gelingen, die Soldaten in der Festung in ihren Verteidigungsmitteln zu beschränken und somit die Festung zu nehmen. Somit wird selbstverständlich das Wohl des Deutschen Reiches aufs höchste gefährdet. Das muß jedem Offizier und auch dem Angeklagten Hentsch vollständig klar sein. – Hentsch: Er habe das Heft 23 des Ingenieurkomitees von dem Leutnant Friedrich, der es ihm aus der Bibliothek des Eisenbahnregiments lieh, erhalten. Ob speziell das Heft 23 im Buchhandel zu haben sei, wisse er nicht, jedenfalls seien eine Anzahl Hefte im Buchhandel zu haben, er habe deshalb mit Bestimmtheit angenommen, daß auch das Heft 23 käuflich sei. – Der Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Samter überreichte mehrere Rechnungen von Berliner Buchhändlern über gekaufte Hefte des Ingenieurkomitees. – Major Erffling bestritt, daß das Heft 23 im Buchhandel zu haben sei. – Leutnant Balthasar (Koblenz): Ich lernte den Hentsch im Sommer 1881 in einem geselligen Verein in Berlin kennen. Hentsch war in diesem Verein Maître de plaisir; er verkehrte in Berlin in den feinsten Kreisen, gab oftmals Festlichkeiten und führte überhaupt einen sehr guten Hausstand. Seine elegant eingerichtete Wohnung machte den Eindruck großer Wohlhabenheit. Ich verkehrte in den Jahren 1881/82 vielfach, und ich muß gestehen, sehr gern in seiner Familie. Er ersuchte mich einmal, ihm ein Heft des Ingenieurkomitees zu leihen; ich willfahrte seinem Wunsche, wenn auch mit Widerstreben. Welches Heft dies gewesen, weiß ich nicht. Hätte ich geahnt, daß Hentsch aus dem Heft Auszüge behufs Übermittelung an eine fremde Regierung machen würde, dann hätte ich es
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/36&oldid=- (Version vom 20.3.2023)