Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7 | |
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Er bat mich, sobald ich wieder nach Berlin zurückkomme, ihm bei Mittler & Sohn ein Reglement für Pferdeaushebung zu kaufen und es ihm einzusenden. Das tat ich auch. – Amtsgerichtsrat Pniower (Berlin): Eines Tages machte ich dem Hentsch die Eröffnung, daß nun ein anderer Richter die Untersuchung gegen ihn führen werde. Hentsch war infolgedessen ungemein zerknirscht; er sagte mir: Ich will ein offenes Geständnis ablegen. Das ist schön, sagte ich; dann ist es aber auch erforderlich, daß Sie sich überlegen, was Sie sagen; ich werde Ihre nunmehrige Aussage wörtlich protokollieren lassen. Darauf äußerte Hentsch genau wie im Protokoll steht: „Ich habe gewußt, daß Adler ein Agent der russischen und österreichischen Regierung ist, und habe ihm, von seinen Drohungen eingeschüchtert, trotzdem nach wie vor sekrete Dinge mitgeteilt.“ Es ist allerdings richtig, Hentsch war bisweilen etwas verwirrt, er zeigte sich überhaupt von Anfang an sichtbar zerknirscht und reumütig. Ganz besonders, als ich ihm sein großes Verbrechen in eindringlicher Weise vorhielt, beklagte er sein Schicksal mit dem Bemerken: er sei infolge des ersten Fehltritts in der Hand Adlers gewesen und konnte, auf dieser einmal betretenen Bahn angelangt, nicht mehr zurück. Das Geständnis hat Hentsch zweifellos mit voller Überlegung getan. Ich glaube, es haben ihn dazu auch die vorhandenen Briefe des Adler, sowie der Umstand veranlaßt, daß ich ihm sagte: er solle bedenken, daß das Gesetz bei dem Verbrechen des Landesverrats auch mildernde Umstände zuläßt. Unmittelbar nach seinem Geständnis hat er es widerrufen. – Landgerichtsrat Brausewetter (Berlin): Hentsch hat mir unumwunden zugestanden, daß er das geheime Instruktionsreglement für Pferdeaushebung sich von Plinzner geliehen, ohne dessen Wissen abgeschrieben und an Adler gesandt habe. Während er in anderen Dingen leugnete, machte er in dieser Beziehung ein volles unumwundenes Geständnis. Er drückte sein Bedauern aus, daß er dies getan, indem er
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/33&oldid=- (Version vom 20.3.2023)