Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7 | |
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nichts. Bei Küchler haben sehr viele Leute verkehrt. Küchler sagte: Das sind alles Leute, die zur Buchdruckerkasse gehören. – Küchler: Daß ich mit einem Gebetbuch zum Zeugen gekommen bin und gesagt, ich käme aus der Kirche, ist unwahr. Im übrigen werde ich den Zeugen gerichtlich belangen, weil er gesagt hat: ich sorge nicht in gehöriger Weise für meine Familie. Der Vorsitzende verlas darauf einige Stellen aus der zurzeit in Rüdesheim erschienenen Festzeitung und einen Bericht des Polizeipräsidenten von Wiesbaden über die Ordnung des Festzuges. – Schriftsetzer Sommereisen (Barmen): Ich war mit Reinsdorf bekannt; ich habe mit ihm eine Zeitlang zusammen gearbeitet. Über sozialistische Dinge habe ich mit Reinsdorf nicht gesprochen. Eines Sonntags sah ich, daß Reinsdorf einen Brief in französischer Sprache schrieb. Er bat mich, ihm zu gestatten, daß Briefe für ihn unter meiner Adresse ankommen könnten. Ich lehnte dies jedoch ab. Einmal erhielt Reinsdorf einen Brief aus Paris, in dem ein Hundert-Franks-Billet enthalten war. – Färber Böllhoff (Elberfeld): Er habe eines Tages von Newyork 100 Mark erhalten; er vermochte sich nicht zu erklären, wie er zu dem Gelde komme, später erfuhr er, daß Palm ihn als Deckadresse bezeichnet habe. – Weber Schiebeck (Elberfeld): Ich wurde mit Reinsdorf durch Weidenmüller bekannt. Im Züricher „Sozialdemokrat“ wurde Reinsdorf als Polizeispion denunziert. Ich wollte deshalb Reinsdorf, dessen richtiger Name schon bekannt war, sagen: er möchte sich aus dem Staube machen, sobald die Elberfelder und Barmer Sozialisten von diesem Artikel im „Sozialdemokrat“ Kenntnis erhielten. Eines Sonntags traf ich mit Reinsdorf bei Weidenmüller zusammen. Da sagte er: ich denke nicht daran, Deutschland zu verlassen. Ich werde den Zürichern noch einen Streich spielen. Ich werde eine Tat begehen, so daß über Barmen-Elberfeld der „Kleine Belagerungszustand“ verhängt werde und Deutschland an mich denken
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/220&oldid=- (Version vom 23.7.2024)