Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7 | |
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einmal gesagt, Sie seien vom 24. bis 28. September 1883 in Krefeld bei Ihrer Tante gewesen? – Küchler: Das habe ich nur gesagt, um nicht verhaftet zu werden, ich sah jedoch sehr bald ein, daß dies unklug war. Ich werde in der Anklage als ein Mensch gekennzeichnet, der für die menschliche Gesellschaft unnütz sei. Ich bin durchaus nicht Anarchist und habe keineswegs einen regen Verkehr mit den Elberfelder Anarchisten oder Sozialdemokraten unterhalten. Ich habe nicht den Anarchisten Reinsdorf, sondern den Schriftsetzer Penzenbach beherbergt. Nur als solcher, nicht aber als Anarchist habe ich[WS 1] den Reinsdorf beherbergt. Die Schriften, die bei mir gefunden wurden, besaß ich sämtlich schon lange vor Erlaß des Sozialistengesetzes. Ich habe, nachdem ich verhaftet, und zwar als Anarchist verhaftet wurde, doch bemüht sein müssen, der „Freiheit“ von unserer Verhaftung Mitteilung zu machen. Ich bezweckte damit lediglich, eine Unterstützung von der Parteileitung für meine Familie zu erreichen. Allein meine Familie ist bisher von keiner Seite unterstützt worden. Den Zeugen Kramer, der behauptet hat: ich hätte für meine Familie nicht gehörig gesorgt, werde ich, sobald Gelegenheit dazu gegeben wird, wegen Beleidigung verklagen. Etwa am 20. September 1883, als ich Reinsdorf im Krankenhaus besuchte, sagte mir dieser: Er hoffe, bis zum 28. September gesund zu werden, er wolle alsdann zur Enthüllungsfeier des Niederwalddenkmals reisen, um dort etwas zu unternehmen. Einige Tage darauf war ich wieder bei Reinsdorf, da sagte mir dieser: er habe den Rupsch ausersehen, nach dem Niederwald zu reisen, ich solle ihm Rupsch zuschicken. Ich wußte wohl, was Reinsdorf im Sinne hatte, und mir ging dies durch den Kopf. Ich wollte der Behörde Anzeige machen, allein ich hatte nicht direkte Beweise, und im übrigen wollte ich Reinsdorf als Kollegen und Freund nicht direkt denunzieren. Ich schickte am 24. September Rupsch zu Reinsdorf. Sehr bald kam Rupsch mit freudestrahlendem
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: ich ich
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/195&oldid=- (Version vom 20.7.2024)