Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7 | |
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Wohnungen in Skurcz mieten, damit die Juden daselbst kein Unterkommen mehr haben. — HertelVors.: Das dürfte doch aber kaum möglich sein. — Höft: Es wohnten in Skurcz im ganzen sieben jüdische Familien. — Angekl.: Das kann ich schon deshalb nicht gesagt haben, da die meisten Juden in Skurcz eigene Häuser haben. — Amtsvorsteher Ernst: Er könne nicht behaupten, daß Behrendt in hervorragender Weise Judenfeind gewesen sei. Ob antisemitische Schriften vor oder nach dem Morde in Skurcz verbreitet worden seien, wisse er nicht. — Staatsanwalt: Ist es wahr, daß die Kirchenbehörde von Skurcz zu jener Zeit öffentlich aufgefordert hat, dahin zu wirken, daß christliche Dienstmädchen nicht mehr bei Juden dienen sollen? — Zeuge: Jawohl. —Gasthofbesitzer Stenzel: Er habe niemals bemerkt, daß der Angeklagte hohe Stiefeln getragen habe. Der Angeklagte sei am Abende vor dem Morde wohl etwas angetrunken, aber keineswegs sinnlos betrunken gewesen. — Darauf war die Beweisaufnahme beendet. — Der Staatsanwalt beantragte: den Mankowski und Zilinski nicht zu vereidigen, der Verteidiger hatte gegen diesen Antrag nichts zu erinnern und beanstandete die Vereidigung der gesamten Familie Josephsohn. — Der Gerichtshof beschloß nach längerer Beratung: sämtliche Zeugen, mit Ausnahme der Gattin des Angeklagten, zu vereidigen. Der Vorsitzende ermahnte ganz besonders noch einmal den Hermann Josephsohn. Sie wissen, so sagte der Vorsitzende zu Hermann Josephsohn, in welch schrecklicher Weise der Knabe Cybulla ermordet worden ist. Sie haben lange Zeit unter dem Verdacht des Mordes gestanden, sind Sie vielleicht der Mörder, oder wissen Sie etwas von dem Morde? Wenn Sie jetzt noch einen Meineid leisteten, dann würden Sie ein zweites schweres Verbrechen begehen. — Hermann Josephsohn: Ich bin unschuldig. — Während dieser Worte des Vorsitzenden brachen die übrigen Familienmitglieder Josephsohn in lautes
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/117&oldid=- (Version vom 9.4.2023)