Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7 | |
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Der Angeklagte ist am 10. Mai 1884 verhaftet worden, und die Äußerung will die Zeugin am 22. Oktober 1884 gehört haben; wenn sie einen Haß gegen den Angeklagten gehabt hat, dann hätte sie schon früher diesem Haß Ausdruck geben können. — Arbeiter Mankowski, ein zwanzigjähriger Mensch, war ebenfalls, wie die meisten anderen Zeugen, nur der polnischen Sprache mächtig, es mußte deshalb auch mit diesem mittels Dolmetschers verhandelt werden. Er bekundete: Ich kenne Behrendt schon seit langer Zeit von Sehen, gesprochen habe ich niemals mit ihm. Am 22. Januar 1884 hatte ich in Pr. Stargardt Termin. Ich ging deshalb schon frühzeitig von meinem Heimatsdorfe Czerwinsk weg. In Skurcz vor dem Thiessenschen Gasthof, es war kurz nach 6 Uhr, traf ich einen ziemlich großen, starken Mann mit grauem Rock und starkem Schnurrbart. Der Mann trug einen Sack auf dem Rücken und ging den Weg nach Czerwinsk zu. Es war noch etwas dunkel, ich konnte deshalb nicht genau erkennen, was der Sack enthielt; es schien mir jedoch, als hätte ein Kopf aus dem Sacke hervorgeschaut. Blut habe ich an dem Sacke nicht wahrgenommen. Es war mir so, als wäre der Träger des Sackes Behrendt gewesen, genau kann ich es nicht sagen. — Vors.: Wodurch kamen Sie darauf, zu glauben, daß der Mann Behrendt gewesen ist? — Zeuge: Ich glaubte, ihn an seiner Figur und an seinem Gange zu erkennen. — Vors.: Sind Sie jetzt auch noch der Meinung, daß es Behrendt gewesen ist? — Zeuge: Jawohl. — Vors.: Bestimmt wissen Sie es aber nicht? — Zeuge: Nein. — Vors.: Sie wurden erst am 31. Januar 1884 in Skurcz vernommen, dort haben Sie gesagt: Sie haben mit Bestimmtheit in dem Träger des Sackes Herman Josephsohn erkannt? — Zeuge: Ein gewisser Zilinski hat mir gesagt: ich solle nur sagen, daß es Hermann Josephsohn gewesen ist, denn das haben nur die Juden getan. — Vors.: Sie sind alsdann später in Pr. Stargardt vernommen worden, dort haben Sie wieder gesagt: es ist Hermann Josephsohn gewesen, dann
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/103&oldid=- (Version vom 3.4.2023)