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Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 2 (1911).djvu/250

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

– Vors.: Es ist noch immer nicht plausibel gemacht, wie du das vorige Mal dazu gekommen bist, zu lügen. Die Angst vor Herrn Stierstädter klingt doch zu wenig glaubhaft. – Zeugin: Er hat gesagt, ich brauche zum Termin gar keine Angst zu haben. – Vors.: Gerade dann brauchtest du doch nicht die Unwahrheit zu sagen. – Die Zeugin schwieg. – Der Vorsitzende stellte durch weiteres sehr eingehendes Befragen der Zeugin fest, daß das Mädchen seiner Schwester eines Tages gesagt habe, sie wolle ihr Gewissen nicht länger belasten, es wäre alles nicht wahr, und sie habe mit Herrn Sternberg nie etwas zu tun gehabt. – Vors.: Willst du das auch heute ganz bestimmt verneinen? – Zeugin: Ja. – Vors.: Obgleich ich dir immer wieder vorhalte, daß es ein schweres Unrecht ist, vor Gericht zu lügen? – Zeugin: Ich habe jetzt die Wahrheit gesagt. – Vors.: Du hast doch aber die belastenden Angaben schon vor der Hauptverhandlung vor dem Richter gemacht. Hast du denn das alles von dem einen Mal behalten, wie es dir Herr Stierstädter in der Droschke gesagt hat? – Zeugin: Er ist wiederholt bei uns gewesen und hat alles wiederholt. – Vors.: Ist dir nicht in der vorigen Verhandlung eindringlich vorgehalten worden, welches Unrecht du begehst, wenn du falsches Zeugnis ablegst? – Zeugin: Ja. – Vors.: Und trotzdem hast du etwas Falsches mit allen Einzelheiten erzählt? – Die Zeugin bleibt dabei, daß ihr Stierstädter alles eingeredet habe. Er habe nur die „schwereren Punkte“ angegeben und danach habe sie ihre Aussage gemacht. – Auf weitere Fragen des Vorsitzenden, ob Stierstädter sonst noch etwas gesagt habe, erzählte die Woyda u. a.: Sie habe jetzt öfter Kopfschmerzen gehabt, ihre Schwester habe dies Herrn Stierstädter erzählt, und da habe dieser gesagt, das komme alles von da her. Als sie vorübergehend im Waisenhause war, habe sie über das Essen daselbst geklagt, und da habe Stierstädter sofort gesagt, man habe sie gewiß vergiften wollen. – Vors.: Hast du nun wirklich die reine Wahrheit gesagt? – Zeugin: Ja. – Vors.: Deine Aussagen

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/250&oldid=- (Version vom 31.7.2018)