Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2 | |
|
daß er bei den Paderborner Husaren gedient habe? – Zeuge: Jawohl, er wollte sogar seinen Lebenslauf schreiben. Ich zweifelte an der Richtigkeit seiner Erzählung und sagte: Wenn Sie bei den Paderborner Husaren gedient haben, dann müssen Sie wenigstens den Namen Ihres Rittmeisters kennen. Der Angeklagte antwortete: Ich habe den Namen vergessen. – Vors.: Der Angeklagte sagte: er habe dies Ihnen nur gesagt, weil Sie und Kaldewey ihn mit Fragen bestürmten. – Zeuge: Das stimmt nicht. Der Angeklagte hat mir sogar vorreden wollen: Er habe unter Kaiser Karl dem Großen ein Mannöver mitgemacht. – Angekl.: Ich wurde von Kaldewey und Noster den ganzen Tag über geneckt und gefragt. Um endlich Ruhe zu haben, habe ich schließlich gesagt: ich bin es überhaupt nicht gewesen. – Der achtzehnjährige Arbeiter August Robert (Essen) bekundete: Ich kenne die Komplicen des Angeklagten, beide haben neben uns gearbeitet, meine Mutter kennt sie auch. Der Karl heißt Karl Kowalski, Heinrichs Familienname kenne ich nicht. Karl Kowalski war der Aussprache nach Pole und ca. 52 Jahre alt. Heinrich war jünger und größer als Karl. Der Zeuge erzählte weiter auf Befragen: Karl und Heinrich seien am Tage vor dem Morde fortgegangen. – Erster Staatsanwalt: Wenn Karl und Heinrich vor dem Morde fortgegangen sind, dann sind sie doch an dem Morde nicht beteiligt? – Zeuge: Ich kann nicht anders sagen. – Vors.: Weshalb melden Sie sich erst heute? – Zeuge: Ich habe außerhalb gearbeitet. – Vors.: Weshalb sind denn Karl und Heinrich fortgegangen? – Zeuge: Weil im Dezember ein Steckbrief kam. – Vors.: Wann war der Mord im Stadtwald? – Zeuge: Im Januar. – Vert.: Haben Karl und Heinrich einmal den Namen Land genannt? – Zeuge: Nein. – Untersuchungsrichter, Landrichter Puvellé: Der Angeklagte sei mit voller Bestimmtheit trotz aller Vorhaltungen dabei geblieben, daß er die Miß Lake rechts in den Stadtwald hineingezogen habe. Der Angeklagte habe alle seine Angaben mit vollster Ruhe ohne jede Spur von Reue gemacht.
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/147&oldid=- (Version vom 31.7.2018)