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Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 2 (1911).djvu/136

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

Polizeisergeanten wurde erklärlicherweise sehr weit vernommen. Bei dieser Gelegenheit will ich mitteilen, daß der Angeklagte ein sehr kräftig gebauter Mensch war, der wohl imstande gewesen wäre, eine zartgebaute Frauensperson zu erwürgen.

An der Mordstätte wurde nochmals die alte Frau Lettau, die die Leiche am 2. Oktober 1906, nachmittags gegen 31/2 Uhr entdeckt hatte, vernommen. Die alte Frau war im Walde mit Holzsuchen beschäftigt. Sie fand zunächst einen Damenhut und einige Schritte weiter zwei Hutnadeln. Dicht dabei im Gebüsch, inmitten dichtem Farrenkraut, entdeckte sie die Leiche. In der Nähe stand ein junger Mann, der dem Angeklagten im Ansehen, Figur, Haltung und Kleidung sehr ähnlich gesehen habe. Ob es der Angeklagte war, könne sie nicht sagen. Sie habe den jungen Mann in ihrem Schreck herbeigerufen und ihm gesagt: er solle die Polizei holen. Der junge Mann habe geantwortet: Dazu habe ich keine Zeit, ich muß jetzt nach Hause eilen, ich wohne sehr weit. Aber wenn die Polizei kommt, dann bin ich auch wieder hier. Der junge Mann hatte ihr ein kleines Kästchen übergeben. Ob letzteres der Ermordeten gehörte, könne sie nicht sagen. Sie habe nicht gesehen, daß der junge Mann, der vor ihr ging, sich gebückt habe. Der junge Mann habe sich nicht wieder sehen lassen. Etwa eine Stunde später sei sie einem jungen Menschen begegnet, der auf Zeche Langenbrahm arbeitete. Der junge Mann mochte etwa 16 Jahre alt gewesen sein. Als sie diesem ihre Erlebnisse erzählte, sagte er: Der junge Mann wird der junge Herr Land gewesen sein, der geht täglich durch den Wald. – Vors.: Ist das die volle Wahrheit, Frau Lettau, können Sie das auf Ihren Eid nehmen? – Zeugin: Das ist die volle Wahrheit. – Vors.: Angeklagter, sind Sie am Nachmittage des 2. Oktober hier an der Mordstätte gewesen? – Angekl.: Nein, ich bin seit dem Tage des Mordes niemals mehr im Stadtwalde gewesen, ich graulte mich, hinzugehen. – Vors.: Es ist eigentümlich, Frau Lettau, daß der von Ihnen

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/136&oldid=- (Version vom 31.7.2018)