Zum Inhalt springen

Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 10 (1914).djvu/46

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10

Nachdem dies geschehen, sagte Wolff: Den Vorgang in der Zentralhalle gebe ich als richtig zu, den Vorgang im Kontor dagegen bestreite ich ganz entschieden. Nicht ich, sondern ein Verwandter der Frau Rosengart hat dem Transporteur 10 Mark gegeben, damit der Transport nicht so auffällig werde. Ich habe den Adameit ersucht, dies niemandem zu erzählen, damit der Transporteur nicht „reinfalle“. Im übrigen habe ich in keiner Weise den Versuch gemacht, einen Zeugen zu beeinflussen. Der Frau Budnick habe ich im Gegenteil gesagt, sie solle ihr Zeugnis nicht verweigern, obwohl sie gesetzlich dazu berechtigt sei. Eines Abends sind die jungen Rosengarts in das Speisezimmer eingebrochen und haben dort Rotwein und Kognak entwendet und sich furchtbar betrunken. In diesem Zustande verlangten sie in sehr ungestümer Weise: ich solle ihnen ein Fuhrwerk zur Verfügung stellen, sie wollen nach Königsberg fahren. Da ich diesem Verlangen unmöglich nachkommen konnte, so drohten die beiden jungen Leute, mich zu erschießen. Ich fuhr deshalb nach Königsberg, um Herrn Adameit, der Vormund der Kinder war, zu bitten, für die Entfernung der Jungen aus Zögershof Sorge zu tragen. Adameit versprach mir dies auch und bemerkte dabei: Es hätte nicht soweit zu kommen brauchen, wenn seine Schwester anders zu ihm gewesen wäre. Ich sagte: Darüber wollen wir uns nicht unterhalten; wenn Sie aber an Ihrem Zeugnis etwas zu ändern haben, dann wenden Sie sich an Herrn Rechtsanwalt Dr. Lichtenstein oder an Herrn Superintendenten Lackner. – Vors.: Was veranlaßte Sie, dem Adameit einen solchen Rat zu geben? – Zeuge: Ich hatte die Empfindung, als wenn den Adameit sein Gewissen bedrücke. – Auf ferneres Befragen bemerkte der Zeuge: Adameit habe einmal für 2000 Mark Pfandbriefe verpfändet, aber nur den Erlös gebucht; er schulde seiner Schwester heute noch 11000 Mark.

Auf Befragen des Ersten Staatsanwalts bestritt der

Empfohlene Zitierweise:
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 10. Hermann Barsdorf, Berlin 1914, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_10_(1914).djvu/46&oldid=- (Version vom 31.7.2018)