gesagt: Sie haben doch gesehen, Frau Winthuis, daß am Peter-Paulstage Nachmittags ein Jude in dem Küppers’schen Garten gewinkt hat. Sie habe darauf geantwortet: Winken habe ich nicht gesehen, ich weiß auch nicht, ob es ein Jude war. – Präsident: Nun, Mallmann, wie war das? – Mallmann: Frau Winthuis hat mir gesagt, der Mann war ein Jude, den sie habe winken sehen.
Die folgende Zeugin ist die Wittwe Ahls: Diese bestätigt die Bekundung der Frau Winthuis. Letztere habe gesagt: der Mann habe eher ausgesehen wie ein Jude als wie ein Christ. – Präs.: Hat Frau Winthuis gesagt, sie habe den Mann winken sehen? – Zeugin: Nein. – Oberstaatsanwalt Hamm: Mallmann! Sie haben gehört, was zwei Zeuginnen bekundet haben, wie kommen Sie dazu, zu behaupten, Frau Winthuis habe gesagt, sie habe einen Juden im Küppers’schen Garten winken sehen? – Mallmann: Ich habe die Wahrheit gesagt. – Oberstaatsanwalt Hamm: Sie hören doch, daß Ihre Aussage falsch ist. Die Zeuginnen sagen doch das Gegentheil, Sie scheinen eine besondere Befähigung zu haben, alle Zeugenaussagen zu fälschen. – Mallmann (sehr erregt): Sie haben doch von dem Carl Ahls gehört, daß ich Recht hatte, ich bitte, doch den Zeugen Ahls noch einmal zu vernehmen, denn es scheint mir, als wolle man mich blos hier verwirren. – Präs.: Ich bemerke Ihnen, Mallmann, daß Sie sich solcher Bemerkungen zu enthalten haben, Sie könnten andernfalls bestraft werden. – Oberstaatsanwalt Hamm: Ich bemerke Ihnen, Mallmann, daß die Zeugin Ahls ausdrücklich bekundet hat: Frau Winthuis habe gesagt: es kann eher ein Jude als ein Christ gewesen sein. – Mallmann: Frau Winthuis sagte: Der Mann habe wie ein Jude ausgesehen. Ein Jude hat es doch auch gethan.
Verth. Rechtsanwalt Stapper: Sind Sie heute früh mit Carl Ahls von Goch nach Cleve gefahren?
Mallmann: Jawohl.
Vertheidiger: Ich konstatire, daß Mallmann gestern Abend bis zum Schluß der Verhandlung hier gewesen ist, wie ist Mallmann gestern Abend noch nach Goch gekommen?
Zeuge: Ich bin gestern Abend noch mit dem Omnibus nach Xanten gefahren und heute früh über Goch nach Cleve gefahren. – Verth.: Haben Sie heute früh mit
Hugo Friedländer: Der Knabenmord in Xanten vor dem Schwurgericht zu Cleve vom 4. bis 14. Juli 1892. W. Startz, 1892 Cleve, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Der_Knabenmord_in_Xanten_(1892).djvu/86&oldid=- (Version vom 31.7.2018)