So meldet uns die Chronik. Und aber bald hiernach,
Just als ein schöner Abend rings auf der Erde lag,
Da sahen kühne Lauscher den Bacchus im Kloset,
Ein Mäßlein kühlen Bieres vor Seiner Majestät.
Dem König war’s zu Muthe, als wie im Paradies!
Durch’s Rebenlaub da blinkte der Sterne gold’nes Spiel,
Dem Herrscher dünkt, als wären’s just noch einmal so viel.
Und unbewußt entrang sich aus seinem Mund das Wort:
Haben Sie schon von Herrn Jahns gehört? — Herr Jahns ist ein alter Jäger in Pommern, dem mancherlei seltsame Dinge passirt sind. Er erzählt sie in seinem plattdeutschen Dialekt; wenn aber vornehme Herren in der Geschichte vorkommen (zu denen beiläufig auch der Teufel gehört), so werden diese missingsch sprechend (wahrscheinlich meißnisch, — hochdeutsch, wie es die Plattdeutschen aussprechen), eingeführt.
Herr Jahns hatte schon öfter bemerkt, daß nicht Alles im Walde geheuer sei. Er sah wohl, der Teufel wollte ihm etwas anhaben. So begegnete er ihm eines schönen Tags; der Teufel that, als wäre er ein feiner Herr; Herr Jahns kannte ihn wohl, ließ sich aber nichts merken. Sie gingen zusammen; der Teufel verwunderte sich über sein Jagdgeräth und ließ sich das erklären. Als sie zur Erklärung der Flinte kamen, dachte Herr Jahns, er wolle ihm schon seinen Vorwitz eintränken. Die Flinte war mit ein Paar guten Rehposten geladen; Jahns sagte, es sei seine Tabakspfeife. Der Teufel bekam Lust, die Pfeife zu probiren. Herr Jahns sagte, er solle sie nur in den Mund nehmen, er (Jahns) wolle ihm Feuer geben. Es geschieht; paff! knallt es los und der Teufel liegt auf dem Rücken. Steht aber doch bald wieder auf, spuckt aus und sagt: „Ei Herr Jahns, Sie roochen einen sehr starken Tobak.“ Ist indeß nicht wieder gekommen.
Zu Würzburg in der güldnen Blum
Da, sagt man, geht ein Geist herum,
Der hat dem Wirth um Mitternacht
Bis Eins schon manchen Schreck gemacht.
Mit knappem Reitwamms, Lederhosen
Und hellem Sporenklang daher,
Denen erzählt der Wirth die Mähr.
Die Herren machten ein klug Gesicht,
Sei’n gewitzt und vielgereist,
Und forcht’ten sich vor keinem Geist,
Wollten noch heut die Probe machen,
Den Geist zu bannen und auszulachen.
In die verruf’ne Kammer sich hin,
Stellten drei Lichter auf den Tisch;
Der Wirth bracht ihn’n vom Weißen frisch,
Sie diskurirten hin und her,
Und als es schlug die zehnte Stunden,
Der Weiße wollt’ ihn’n nicht mehr munden;
Ließen sich d’rum vom Rothen bringen.
Der machte sie alsbalde singen,
Viel neuer Schwänk’ und Liedl wußt’.
Doch als die Thurmuhr Elfe schlug,
Sie hatten des Rothen auch genug;
Forderten mit geschliffenen Kelchen
Der hell im Glase rauscht und säuselt
Und lichten Schaum und Perlen kräuselt.
Deß tranken sie nun auch ihr Theil,
Hatten dabei nicht lange Weil’,
Umgingen ihnen die Gedanken.
Ein leiser Frost sie überkam,
Der Kopf ward schwer, die Zunge lahm.
Kaspar Braun, Friedrich Schneider (Red.): Fliegende Blätter (Band 2). Braun & Schneider, München 1846, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fliegende_Bl%C3%A4tter_2.djvu/35&oldid=- (Version vom 12.12.2020)