die furchtbare Seeräuberkönigin, geboren in Palermo, blühte um 1690. Zeitgenossin Eugens und Newtons.
Aus dem berühmten altadelichen Hause della Roccinia Valdro, war sie als jüngste Tochter der Familie zum Klosterleben bestimmt, widmete sich aber ihrer eigenen Neigung gemäß schon frühzeitig dem Räuberstande. Berühmt durch ihre unendliche Schönheit aber auch unmenschliche Grausamkeit, war Antonia mit ihrer zahlreichen und gut organisirten Bande das Schrecken des ganzen südlichen Italiens und hat nach und nach mit eigener Hand zwischen 115 und 116 Menschen ums Leben gebracht. Sie gab sich zuletzt selbst den Tod.
O wie weit kann sich die Tugend von ihrem Pfade verirren! ruft man hier unwillkührlich aus.
Antonia war Meisterin der Mandoline und mit einer herrlichen Stimme begabt. Noch wimmelts in Italien von Liedern die von ihr herrühren. Wir fügen hier eine Strophe ihres Lieblingsliedes in gelungener Uebersetzung bei, auch aufgenommen in die Sammlung von 200 der schönsten Räuber-Lieder. Für die reifere Jugend und zum Hausgebrauch bearbeitet von****
Leipzig und Quedlinburg 1845.
Hinaus eilt der Bandit in finstrer Nacht!
Ha was genirts ihn wenn der Donner kracht!
Bei Sturmgebraus und Blitzesschein,
Wenn beben Krüfte.
Wenn zittern Klüfte
Steigt er im Schloß zum Fenster ’nein:
Er raubt der Gräfin einen Kuß –
Pumps! hinter ihm da fällt ein Schuß;
Vom Leder zieht er schnell, thut seine Pflicht,
Nein, die Banditen diten zittern nicht!
(Wie ihr Lebenswandel – so ist auch die Schriftprobe, die wir hier von ihr geben, nicht ohne Flecken, und es bewährt sich hiedurch neuerdings der Ausspruch jenes großen Geistes, daß man aus der Schriftart den Charakter des Menschen selber erkenne. Gegenwärtiges Facsimile ist ein Postscript aus einem zärtlichen Briefe della Roccinis an ihren geliebten Guido, und stammt aus der äußerst reichhaltigen
„Sammlung von Liebesbriefen aller Zeiten und Nationen (Autographieen) des
Duca Torrresini in Palermo."
(Zu gegenwärtigem Facsimile kamen wir ganz zufällig. Ein Bäckergeselle, Namens Kleierl aus Ellwangen, der an der Moskitoküste vor 2 Jahren Schiffbruch litt, und dort von den Eingebornen gebraten werden sollte, entkam wie durch ein Wunder. Kurze Zeit nach seiner Rückkunft schrieb Kleierl im Ochsen in Merseburg, obwohl etwas betrunken, doch ganz geläufig, aus der Erinnerung auf den Wirthstisch mit Kreide die Hand Xakchwachchs nach, so wie wir sie hier in Copie treu wieder geben. Diese Schrift enthält die Namenszüge des Moskitokönigs, das übrige ist eigentlich das Rezept, wie die Auswanderer am schmackhaftesten zubereitet werden.
Kleierl war schon auf dem Roste gelegen: man sah noch ganz deutlich auf seinem Nacken einen Brandflecken, der beinahe eine Gestalt hatte wie ein lateinisches F.)
jetziger König der Mosquitoküste, geboren am 19. Dezemb. 1822.
Genoß eine sehr gewählte und sorgfältige Erziehung in dem Edelknaben-Institute seines Herrn Vaters seligen, Majestät
Kaspar Braun, Friedrich Schneider (Red.): Fliegende Blätter (Band 2). Braun & Schneider, München 1846, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Fliegende_Bl%C3%A4tter_2.djvu/122&oldid=- (Version vom 8.1.2023)