sich diese in den Augen der Sittenrichter (die sich jeden Abend in Gesellschaften der Clique voll tranken) zu zehn bis zwanzig Schoppen, und da er stets um elf Uhr nach Hause ging, wurde zwei Uhr daraus gemacht, und obwohl er stets nüchtern war, zweifelte keiner daran, dass er stets betrunken nach Hause kam. Ein junger, unverheiratheter, fleissiger Docent sollte dagegen jede Nacht auf seiner Haustreppe übernachten. Vielleicht war ihm dies einmal passirt, vielleicht auch nicht. Weiter. Als die Frau eines Professors, die krankheitshalber einige Monate entfernt gelebt hatte, wieder zurückgekehrt war, wurde beider Sohn, ein Quartaner, von dem ebenso alten Sohn eines angesehenen Professors gefragt, ob der Vater und die Mutter in demselben Zimmer schliefen. Ob der Junge dies aus sich selbst hatte? Oder hatte Vater oder Mutter ihm diese Frage an die Hand gegeben? Als der Verfasser in einer kleinen Professorengesellschaft war, sagte eine Frau, dass College X, der gegen 60 Jahre alt war, mit Recht niemals Ordinarius geworden sei. Auf seine Frage nach den Gründen, erwiderte sie zögernd, er habe einmal einem Dienstmädchen in die Backen gekniffen, und das hätten einige gesehen. Auf die zweite Frage, wann dies geschehen sei, kam heraus, dass dies Verbrechen sich vor 35 Jahren zugetragen hatte. Weiter. In einer kleinen süddeutschen Universität wurde ein College gefragt, ob es wahr sei, dass ihm ein bestimmtes Lokal untersagt sei, weil er mit der
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/229&oldid=- (Version vom 23.5.2021)