allgemeinen Nutzen durchgenommen und kritisirt werden. Am ältesten ist diese Einrichtung in der Philologie, wo wohl zuerst die Präparation der Studenten für eine bestimmte Stelle eines Schriftstellers, die selbständige Erklärung desselben und die Prüfung des Professors, wie weit er den Stoff verstanden und durchdrungen habe, eine derartige Uebung nahe gelegt haben.
F. A. Wolf, der Reformator der philologischen Methode, war auch derjenige, welcher die Seminarübungen dieser Art eingeführt hat, und bald darauf sehen wir solche Seminare in Halle, Leipzig, Göttingen, Berlin, Königsberg und Bonn entstehen. Dann kamen die Mathematiker, wo gleichfalls das selbständige Rechnen des einzelnen eine derartige Uebung begünstigt, dann die Historiker und ganz zuletzt wohl die Juristen, von denen einzelne Fakultäten sich erst in der allerletzten Zeit zu der Einrichtung derartiger Seminare entschlossen, und soweit uns bekannt ist, überall die besten Erfolge damit erzielt haben. Das berühmteste mathematische Seminar war viele Decennien hindurch in Königsberg, das desshalb von Fremden aus allen Ländern aufgesucht wurde.
Untersuchen wir nun die ursprüngliche Verfassung eines solchen Seminars, wie es seit Beginn dieses Jahrhunderts die Philologen und an einigen Hochschulen die Mathematiker gehabt haben, so war von Anfang an bestimmt, dass nur ein beschränkter Theil der Zuhörer Mitglieder davon werden konnte.
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/199&oldid=- (Version vom 18.8.2016)