pflegen, eine Polemik, die nicht selten jedes Mass überschreitet und jedes Anstandsgefühl verletzt. Das andere bezieht sich auf das Abhängigkeitsverhältniss, in welchem ein Docent zu seinem Ordinarius und nächsten Fachgenossen steht, der ihn, wenn er boshaft und neidisch ist, oder wenn er einer bestimmten, dem Docenten feindlichen Clique angehört, nicht nur in der schimpflichsten Weise misshandeln, sondern ihm die ganze Carriere verderben und sein ganzes Leben verleiden kann. Ueber den ersten Fall ist das nöthige bereits gesagt worden.
Ganz anders aber verhält es sich mit dem zweiten Punkt. Der Docent ist nicht nur bei der heutigen Universitätsverfassung wehr- und waffenlos in die Hände seines Ordinarius gegeben, der ständiger Referent in seinen persönlichen Angelegenheiten ist, sondern es ist gar kein Mittel da, durch welches er die Kränkungen, die ihm zugedacht sind, abwehren könnte. Beschwert er sich bei dem Senat oder der Regierung, so werden diese an die Fakultät recurriren, und die Fakultät wird seinen Widersacher zum Referenten ernennen, der allein vor den Ohren der Behörde vernommen werden und dort Berücksichtigung finden wird. Betritt er aber den Weg der Oeffentlichkeit, indem er durch die Tagespresse oder in einer besonderen Schrift die gegen ihn oder andere gebrauchten Machinationen der öffentlichen Beurtheilung übergiebt, so wird die ganze Lehrerkorporation in Wuth und Aufregung versetzt, schimpft und schreit
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/179&oldid=- (Version vom 18.8.2016)