Im Senat wurde der Antrag gestellt, für einen eben beförderten Extraordinarius ein Gehalt zu gewähren. Da rief ein Professor von dessen Fakultät in den Saal hinein: „Ach was, der braucht kein Gehalt, das ist ein reicher Mann!“ Jene gar nicht bös gemeinte Benachrichtigung hatte zur Folge, dass ein Gehalt nicht bewilligt wurde. Die Notiz selbst aber stammte aus dem Klatsch des kleinen Städtchens, der, wie gewöhnlich, den noch nicht bekannt genug gewordenen Docenten in seinen Vermögensverhältnissen bedeutend überschätzte. Wir fragen, ob in irgend einem andern Beruf ein ähnlicher Fall denkbar wäre? Ebenso ist historisch nachzuweisen, dass bei einer Finanznoth in kleineren deutschen Ländern die Ordinarien einer Fakultät zunächst an den Docenten gespart haben, während sie selbst ohne Rücksicht auf jene Noth Zulagen empfingen, der eine – dessen Frau und Tochter in Sammt und Seide sich kleideten – eine Summe für eine Reise nach Griechenland, der andere eine erhebliche Zulage für einen ausgeschlagenen Ruf. So weit war deren Eifer, dem Lande Ersparnisse zu machen, nicht gediehen, dass sie auch für ihre Person sparen wollten! Und so wird es wohl immer gehn!
Sehen wir aber zu, in welcher Weise sonst Fakultäten Anträge über Geldbewilligung zu stellen pflegen. Wenn drei Botaniker hintereinander drei verschiedene Glashäuser haben wollen, der eine ein rundes, der zweite ein viereckiges, der dritte ein sechseckiges,
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/173&oldid=- (Version vom 18.8.2016)