bei den Fakultätsbewilligungen vor. Wenn besonders einige Pfahlbürger in einer Fakultät sind, welche nie das wirkliche Leben genossen, und nur die zweifelhafte Existenz eines Klosterjünglings und Bücherwurms kennen gelernt haben, so neiden sie jedem lebensfrohen Docenten die kleinsten Lebensfreuden und benutzen dies als Vorwand, um ihm Geld zu verweigern. Reist er einmal im Jahre, so heisst es, dass er zu viel reise, wird er einmal zur Jagd eingeladen, so betheuert man, dass dies eine noble und kostspielige Passion sei, welche die Nothwendigkeit einer Geldbewilligung auszuschliessen scheine, trinkt er einmal besseren Wein, so schlägt man erstaunt die Hände über dem Kopf zusammen. Der Docent muss so vorsichtig sein, wie man in einigen Städten vor der Steuercommission vorsichtig ist, um nicht in eine höhere Steuerklasse zu kommen. Kurz, für solche Professoren ist es dann zweckmässiger, den Lazarus zu spielen und über Hunger zu klagen, weil dann vielleicht einige Brosamen hingeworfen werden. Docenten, die so vorsichtig waren, haben schon erklärt, dass sie zu arm seien, um sich ein Heftpflaster zu kaufen. Das Auffallende ist nur, dass Ordinarien in den glänzendsten Stellungen auch keine abschlägige Antwort geben, wenn sie eine Zulage erhalten, und reiche Professoren sich nicht scheuen, von dem Staat ein Reisedouceur anzunehmen, wenn sie einmal eine Reise machen, oder Diäten, wenn sie einen Congress besuchen wollen. Ja Bauer, das ist eben etwas
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/171&oldid=- (Version vom 17.8.2016)