fremd ist. Man kann dreist behaupten, dass die Clique das Geschwür sei, welches Gift in einen akademischen Körper verbreitet und allmählich dessen Zersetzung bewirken hilft. Das Gift, mit welchem eine Clique wirkt, ist die Lüge, und diese Lüge ergreift langsam aber sicher weiter wuchernd selbst diejenigen, welche sich zuerst seinem Einfluss entzogen hatten. Das Gift der Clique hat die Wirkung eines Strudels auf dem Meere nach einem Schiffsuntergang: wer auch nur seinen äussersten und schwächsten Wellen zu nahe kommt, wird widerstandslos hineingezogen und ist verloren.
In den meisten Fällen ist die Clique ursprünglich rein gesellschaftlicher Natur, denn sie besteht zunächst aus denjenigen Familien, welche oft und regelmässig zum Zweck einer geselligen Unterhaltung zusammenzukommen pflegen. Aus dem leichten Conversationston, mit welchem man über des Collegen Frau oder Tochter oder Küche oder Vermögen oder Wirthschaftsgeld oder eheliche Verhältnisse zu sprechen pflegt, entwickelt sich dann allmählich auch die Gewohnheit, über Bedeutung, Lehrerfolg, Arbeiten der Collegen in ähnlicher Weise zu sprechen, und dann pflegt es nicht mehr lange zu dauern, bis eine solche Clique zu einem Ring zusammensteht, in welchem die (für die kleine Hochschule) massgebenden und verbreiteten Urtheile über die Leistungsfähigkeit der Collegen geschmiedet werden. Die Clique dehnt dann ihren Einfluss weiter
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/129&oldid=- (Version vom 18.8.2016)