auch ab und zu ein Candidat gestattet, womit ihr auch gleichsam ein Knochen vom Haupttisch zugeworfen wird. In solch einem Wechselverhältniss stehen beispielsweise Bonn und Berlin, für andere Zweige auch Wien und Berlin und Würzburg und Berlin. Candidaten aus andern Schulen kommen gar nicht mehr heran, oder, wo eine Fakultät durchaus von einem solchen nicht lassen will, giebt es bei der Berufung Schwierigkeiten und Händel. Man kann den durch dieses Schulunwesen erzeugten Zustand die Monopolisirung der Wissenschaft nennen.
Betrachten wir nun die üblen Folgen einer solchen Tyrannei der Schulhäupter, so können wir dieselben in zwei verschiedene Classen eintheilen, in die objectiven und in die subjectiven. Zunächst nämlich ist zweifellos, dass durch die zunehmende Herrschaft und Allmacht einiger weniger Schulen und ihrer Vertreter zahlreiche Canäle, welche sonst aus der niemals versiegenden Quelle der Wissenschaft gespeist werden, allmählig verstopft werden müssen, da sie zu keiner gedeihlichen Verwendung mehr gelangen können. Wenn alle alten Historiker in Deutschland Epigraphiker sein sollten, so wäre dies für die Wissenschaft derselbe Nachtheil, als wenn alle Germanisten Schüler von Scherer oder von Zarncke sein, oder alle bei Sievers Phonetik studiren, oder alle Philologen Schüler von Ribbeck oder alle Mathematiker Schüler von Kronecker und Weiyerstrass sein müssten. Oder wie denke
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/112&oldid=- (Version vom 18.8.2016)