dass er vor einer einflussreichen Persönlichkeit auf dem Boden liegt und bei jeder Gelegenheit ihren Ruhm singt. Ein älterer Gelehrter sucht auf diesem Wege nicht selten Hülfe für einen vortheilhaften Ruf. Es ist Thatsache, dass solche Berufungen die Wirkung von devoten Kritiken unbedeutender Arbeiten gewesen sind.
Wenn man aus dem Gesagten einen Schluss ziehen darf, so scheint der eine besonders nahe zu liegen, dass eine ‚Aristokratie des Geistes‘, welche sich hoch über Parteigezänk, über Eifersucht, Neid, Bosheit, Kriecherei erhebt, in der deutschen Schriftsteller- und Gelehrtenwelt der Jetztzeit schwer anzutreffen ist. Doch dürfen wir uns vielleicht mit der Hoffnung trösten, dass neben diesem sich vorzugsweise in der Oeffentlichkeit und in den allen zugänglichen Blättern bemerkbar machenden Theil der litterarischen Welt ein anderer, besserer existirt, der in edler Gesinnung, in Wohlwollen gegen die Mitarbeiter ohne Neid und Bosheit nur der Pflege seiner Wissenschaft und seiner Schriftstellerei lebt. In jedem Falle aber scheinen die skizzirten Einrichtungen dazu angethan zu sein, auch einen von Natur besseren Charakter zu verderben und zu vergiften. Aus diesem Grunde werden wir nicht umhin können, diejenigen zu preisen und zu beneiden, welche in der Lage sind, unabhängig von dem kleinlichen Neid und der Bosheit der Collegen an der Stelle zu wirken, wo es am dankbarsten aufgenommen wird, d. h. die
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/083&oldid=- (Version vom 18.8.2016)