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Seite:Ficker Vom Reichsfürstenstande 053.jpg

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des Titels in der Regel vorgezogen werden; doch ist auch hier der Gebrauch nicht selten; so 1157: Actum Friderici principis anno sexto oder 1173: coram Romanorum principe Friderico[1]; den zweiten Friedrich bezeichnet sein Sohn Heinrich in Urkunden mehrfach als den serenissimus princeps.[2] Auch die Kaiser selbst bedienen sich des Ausdrucks nicht selten in den Formeln ihrer Urkunden; so 1126: Ad hoc principem et defensorem ecclesiae nos constituit deus; 1145: Principalis excellentiae providentiam decet; 1161: nostra principalis dignitas.[3] Auch findet sich die genauere Bezeichnung Romanus princeps[4] so heisst es 1243 von der Legitimation: quae soli principi Romano in imperio nostro debetur; 1311: divina praecepta, quibus iubetur, quod omnis anima Romanorum principi sit subiecta[5]; K. Friedrich II. stellt den Kaiser als Romanus princeps neben den Romanus antistes, den Papst.[6] Der Vieldeutigkeit des Wortes finden wir dann wohl durch eine Verstärkung Rechnung getragen; Otto von Freising in der Vorrede seiner Chronik nennt den Kaiser den summum inter orbis principes principem; in einer Urkunde jener Zeit heisst es: collaudatione principum regni coram ipso principe principum Friderico augusto[7]; K. Rudolf sagt 1274 selbst: Stipari caterva multiplici inclitorum principum sacri exornat imperii principatum; in multitudine etenim splendescentis cohortis refulget princeps principum titulis gloriae coruscantis.[8] In entsprechender Wendung finden wir freilich auch, dass vom ersten Fürsten des Kaiserreichs gesagt wird: Maguntinus post imperatorem est princeps principum, oder von Heinrich dem Löwen: factus est princeps principum terrae.[9]

Eine Beschränkung des Wortes auf die Allgewalt des Kaisers lag 4 überhaupt in keiner Weise im Sprachgebrauche des Mittelalters. Zunächst wurde es in allen Jahrhunderten häufig von jedem unabhängigen Herrscher gebraucht, um Wiederholungen des bestimmteren Titels zu vermeiden. In den germanischen Volksrechten werden Könige und Herzoge so bezeichnet. Principes heissen die Könige von Ostfranken und Westfranken in den Verträgen von 921 und 922[10], ebenso die burgundischen Könige[11]; in deutschen Urkunden heisst es 890: coram Arnulfo principe, 929: sub principe magno Heinricho[12]; der Baiernherzog Thassilo führt urkundlich häufig den Titel.[13] Die frühern deutschen Könige benutzten den Ausdruck besonders häufig, um ihre Vorgänger

in der Herrschaft verschiedenen Titels, Kaiser und Könige[14], auch wohl

  1. R. Boic. 1, 229. Raumer reg. n. 1411.
  2. z. B. M. B. 30, 140.
  3. Herrgott 2, 147. Tolner 43. Hontheim 1, 593.
  4. M. G. 4, 52. 243. Huillard 2, 601. 681.
  5. Mieris 1, 218. M. G. 4, 544.
  6. Huillard 5, 304. 307.
  7. UB. d. L. ob d. Enns. 1, 312.
  8. Herrgott 2, 442.
  9. Martyr. Arnoldi. Böhmer f. 3, 285. Helmold l. l. c. 6.
  10. M. G. 3, 567. 4, 16
  11. z. B. Gallia chr. 1, 138.
  12. C. d. Westf. 1, 37. Dronke c. d. 313.
  13. z. B. Meichelbeck 1 b, 31. 62. 67.
  14. M. B. 28, 96. Dronke c. d. 305. 310. 316.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_053.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)