den in den Erzählungen vorkommenden zwei Schakalen Calila und Dimna oder von dem als Verfasser genannten indischen Philosophen Bidpai die Fabeln Bidpai’s. Auf die arabische Redaktion gründet sich u. a. die von Rabbi Joel redigierte hebräische, die später, gegen Ende des 13. Jahrhunderts, von dem getauften Juden Johann von Capua ins Lateinische unter dem Titel Directorium humanae vitae übertragen wurde. Die erste deutsche Übersetzung Das Buch der Beispiele der alten Weisen erschien um 1470. Später ist die Sammlung auch in vielen anderen europäischen Sprachen erschienen, u. a. auf italienisch, spanisch, französisch, englisch. Bisweilen gibt es in einundderselben Sprache mehrere zu verschiedenen Zeiten redigierte Übersetzungen. So existieren drei neupersische Fassungen. In dieser Weise von einer Sprache zu der andern übergehend hat Pañcatantra eine weitere Verbreitung und einen grösseren Einfluss auf die Literaturen der anderen Länder gewonnen, als kaum ein anderes morgenländisches Werk.
Eine neuere indische und zum grossen Teil aus Pañcatantra stammende Fabelsammlung ist Hitopadeça (Die nützliche Unterweisung), die jedoch in der Märchenforschung keine grössere Bedeutung hat. Hitopadeça legt mehr Betonung auf die Sprüche als auf die Erzählungen, deren Anzahl auch kleiner ist.
Einen grossen Wert mass Benfey in seinen Forschungen dem indischen Vetâlapañcavinçati bei (Vetâla’s 25 Erzählungen). Die Rahmenerzählung der Sammlung ist anziehend. Dieselbe lässt einen in einem Leichnam steckenden Dämon die Märchen vortragen. Der König Vikramâditya hat die Aufgabe erhalten, den Leichnam vom Friedhofe zu holen, aber als er auf dem Wege der Erzählung des Dämons zuhört und daraufhin eine Bemerkung macht, geht der Leichnam zum Friedhofe zurück. So geht es 25 Mal, und ebenso viele Geschichten erzählt der Dämon. Vom
Antti Aarne: Übersicht der Märchenliteratur. Suomalaisen Tiedeakatemian Kustantama, Hamina 1914, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FFC14.djvu/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)