den Prinzen zum Tode zu verurteilen. Die Vollstreckung des Urteils wird durch die Erzählungen verhindert, die von der List und Bosheit der Weiber sprechen und deren Einfluss die Königin ihrerseits durch Erzählungen von betrügerischen Männern zu schwächen versucht. Am achten Tage fängt der Prinz wieder an zu sprechen, und der wirkliche Sachverhalt wird dem König klargelegt. Die sieben weisen Meister werden das erste Mal im 10. Jahrhundert erwähnt. Das Werk wurde schon früh in verschiedene morgenländische Sprachen übertragen. So kennt man von ihm eine arabische, eine hebräische, eine persische und eine syrische Fassung. Auch europäische Übersetzungen gab es schon früh (die griechische Syntipas um 1100) und ihre Anzahl wuchs später immer mehr.
Im Zusammenhang mit der alten indischen Märchenliteratur sind die legendenartigen Jâtakas und Avadânas, die Geburtsgeschichten und die Grosstaten des Buddha zu erwähnen. Sie sind aus verschiedenen Quellen stammende, zum grossen Teil folkloristische, mit dem Namen Buddha’s verbundene Fabeln, Märchen (besonders Tiermärchen), Anekdoten u. a., und der Unterschied zwischen den beiden Erzählungsarten ist eigentlich gering. Eine ins Englische übersetzte 6 Bände umfassende Sammlung von Jâtakas (The Jâtaka or Stories of the Buddha’s Former Births, translated by E. B. Cowell and others, 1895–1907) enthält 550 Erzählungen. Die Avadânas-Sammlungen sind uns als chinesische und tibetanische Übersetzungen bekannt. In den grossen tibetanischen Sammelwerken Kandschur und Tandschur, die in der Zeit vom 9. bis 13. Jahrhundert verfasste Übersetzungen der mit der buddhistischen Kultur von Indien nach Tibet gekommenen teologischen Schriften enthalten, befinden sich Avadânas-Sammlungen. Eine zu dem Kandschur gehörende Sammlung hat J. J. Schmidt unter dem Titel Dsanglung oder Der Weise und der Thor (1843) ins Deutsche übertragen. Unter den
Antti Aarne: Übersicht der Märchenliteratur. Suomalaisen Tiedeakatemian Kustantama, Hamina 1914, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FFC14.djvu/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)