buddhistischen Literatur zu wandern begonnen. Die literarische Verbreitung vermittelten in erster Linie das persische Tuti-Nameh und die arabischen und höchst wahrscheinlich die jüdischen Schriften.[1]
Ähnliche Ansichten scheinen schon früher unter den Forschern bekannt gewesen zu sein. Das beweisen folgende von Jacob Grimm in der Einleitung zu Felix Liebrecht’s Übersetzung des Pentamerone 1846 geäusserte Worte:[2] „Man lasse fahren den Wahn, die Märchen seien an irgendeiner begünstigten Stelle aufgewachsen, und von da auf äusserlich nachweisbarem Weg oder Pfad in die Ferne getragen worden. Das ist jetzt schon durch sorgfältige Sammlungen widerlegt.“
Benfey’s Auffassung gewann leicht an Boden, besonders unter den eigentlichen Märchenforschern, die schon aufzutauchen begannen. Die bemerkenswertesten seiner Anhänger sind Reinhold Köhler und Em. Cosquin. Der erstere betonte die Wichtigkeit der Behandlungsweise, die die einzelnen Märchen in der Zeit so weit als möglich zurückverfolgen wollte, und dachte, dass man auf diese Weise immer nach Indien komme. Der letztere ging so weit, dass er schon die Existenz der modernen indischen Parallellen für genügend hielt, den indischen Ursprung zu beweisen.
Gegen die benfeysche Auffassung vom Entstehen der Märchen in historischer Zeit erhob sich unter den Anthropologen eine andere, die ihren Ursprung in die frühesten Zeiten der Völker verlegte. Die Hauptvertreter dieser sog. anthropologischen Theorie sind die englischen Gelehrten E. B. Tylor und besonders Andrew Lang. Tylor war in seinen Forschungen auf dem Gebiete der menschlichen Sitte und des menschlichen Glaubens zu der Erfahrung gelangt, dass die ältesten religiösen Grundsätze, z. B. die Auffassungen von dem gegenseitigen Verhältnis des Körpers und
Antti Aarne: Leitfaden der vergleichenden Märchenforschung. Suomalaisen Tiedeakatemian Kustantama, Hamina 1913, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FFC13.djvu/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)