Hausmärchen“, die im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts erschien. Ihre Gedanken über den Ursprung der Märchen haben sie teils in den an die Sammlung anknüpfenden „Anmerkungen“, teils anderswo dargestellt.
Die grimmsche Märchensammlung unterscheidet sich von den früheren ähnlichen Sammlungen dadurch, dass darin die Volkserzählungen in der Form, wie sie aus dem Munde des Volkes gekommen waren, ohne absichtliche Veränderungen beibehalten werden sollten. Das Bestreben der Brüder Grimm, die Märchen in der volkstümlichen Form zu erhalten, fliesst aus der Auffassung her, die sie von den Märchen hatten. Sie setzten nämlich die Märchen in Zusammenhang mit den alten Mythen. Sie sind, sagten sie, das letzte Echo der alten arischen Mythen und leiten auf diese Weise ihren ersten Anfang aus dem gemeinsamen Urheim der arischen Völker her. Als die Mythen sich bei den verschiedenen Völkern mit der Zeit veränderten und umformten und zuletzt ganz verfielen, entstanden aus den Überresten derselben die Volksmärchen. Die Brüder Grimm schreiben also die Märchen zunächst den arischen Völkern als Eigentum zu, weshalb man die von ihnen vertretene Gedankenrichtung die arische Theorie nennen kann. Über die gemeinsamen äusseren Grenzen der Märchen und ihre Verwandtschaft äussert Wilhelm Grimm u. a.:[1] „Die Grenze wird bezeichnet durch den grossen Volksstamm, den man den indogermanischen zu benennen pflegt und die Verwandtschaft zieht sich in immer engern Ringen um die Wohnsitze der Deutschen, etwa in demselben Verhältnis, in welchem wir in den Sprachen der einzelnen, dazu gehörigen Völker Gemeinsames und Besonderes entdecken.“ Die Wanderung der Märchen von einem Lande zum anderen leugnen die Brüder Grimm jedoch nicht gänzlich, sie halten es sogar in einzelnen Fällen für wahrscheinlich, dass
- ↑ Grimm, KHM (Reclam) III S. 435.
Antti Aarne: Leitfaden der vergleichenden Märchenforschung. Suomalaisen Tiedeakatemian Kustantama, Hamina 1913, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FFC13.djvu/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)