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Seite:Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart von Louis Kühnhold – Heft 3.pdf/18

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„Harrejeses!“ saaten die Annern, „’s is zum Platzen,

Daß Ihr su dumm nu kännt schwatzen,
Dos is doch von Eich ä richtig Geleier,
M’r sind doch Annerschbarrig bei der Schteier[1]!
Heit schwatzt mant, Ihr rittelt nett draan, —

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Die Främden saaten Eisenbahn!“


     Un richtig, noch acht oder varze Toong[2]
Die Fahnepartei dan Arthum[3] einsoong;
Dänn grußharrlich kam die Nogricht aan,
Noch Annerschbarrig kääm de Eisenbahn.

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     Gruß waar die Frääd iwer alle Mooß’n,

Aufzig wuurn gemacht in Schtroß’n,
Reden gehalten, Schichten verfeiert,
In d’r Armkasse doppelte Beitreeg geschteiert.
Von Alten un Junge

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Wuur frädig geschprunge,

Fruh schlug jedes Harz, —
Waar kännte jetzt Schmarz?

     Un dennoch viele alte Leit,
Die waarn betriebt in disser Zeit.

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„Ach!“ saaten die, „nu kimmt de Bahn, —

Wos waarn mir dervon noch haan?
Mir mußten in dan lange Jahr’n
Schteets giehn, kunnten niemols fahr’n,
Un jetzt, wu m’r de Letzte tritt balle aan,

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Do grieng m’r noch de Eisenbahn!“


     Aene Schtimmung wuur jetzt zwischen de Leit
Wie nie vorhar in äner Zeit.


  1. Schteier = Steuer.
  2. varze Toong = vierzehn Tagen.
  3. Arthum = Irrthum.