und läßt einen schweren Seufzer hören. Dann wieder an den Schreibtisch. Er macht Miene zu arbeiten, legt Papier zum Schreiben zurecht, taucht die Feder ein und starrt ins Leere. Plötzlich wendet er den Kopf, er springt auf, läuft an die Thür zum Krankenzimmer und öffnet sie leise): Wacht er?
Magdalene (traurig den Kopf schüttelnd): Nein.
Wolfgang: Bist du nicht erschöpft; du hast die ganze Nacht bei ihm gewacht.
Magdalene: Ich habe heut’ Morgen ein wenig geschlafen. – Ist der Arzt noch nicht da?
Wolfgang (ins Zimmer zurücktretend): Noch nicht – aber ich höre jemand kommen. (An die Thür rechts eilend und hinaussehend) Ja, da sind sie.
Wolfgang: Gut, daß du kommst, Scharff, komm nur schnell, wir sind in größter Besorgnis –
Scharff: So so – nun – wollen uns den kleinen Kerl gleich mal ansehn. (Geht mit Wolfgang und Helene in das Krankenzimmer. Die Thür bleibt offen. Man spricht leise miteinander.)
Scharff (tritt heraus): Behring, einen Augenblick! (Zieht Wolfgang an der Hand nach rechts.) Wir müssen Einspritzungen machen – Champagner geben. Ich nehme an, daß du nicht so viel hast. Hier – (giebt ihm einen Kassenschein.)
Wolfgang (vollkommen verwirrt, heftig zitternd): Ja – ja – ich kann dir aber für’s erste –
Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/79&oldid=- (Version vom 31.7.2018)