Scharff: Nein, aber er mich.
Wolfgang: Wieso?
Scharff: Er hat mich Schwein genannt.
Wolfgang: Wie?
Scharff: Ja, versteh’ mich richtig, nicht so geradezu, aber in der „geblümten Paradiesweis“, die diesen Leuten so glatt vom Munde fließt. Flegelei mit Salbung. Du kennst die Mischung.
Wolfgang: Nur zu gut.
Magdalene (sieht durch die Thür links): Es war mir doch, als ob Wolfgang – (ihn gewahrend) Da bist du ja schon wieder; giebst du die Stunde nicht?
Wolfgang: (düster) Nein.
Magdalene: Was ist dir? Du schaust so seltsam drein. (Da Wolfgang schweigt, ihn schüttelnd) Männchen! du ängstigst mich.
Wolfgang: Nichts, nichts! Ich habe die Stunden beim Bürgermeister verloren.
Magdalene: Verloren?
Wolfgang: Die Frau Bürgermeisterin erklärte mir mit feierlichem Blick auf den Teppich, daß ihre Kinder die Anstrengung der Privatstunden nicht mehr vertrügen. Es sind nämlich drei pausbäckige Rangen von gesündester Ungezogenheit.
Scharff: Honorar für deinen Vortrag! Liebste, verehrteste Frau Behring – wenn ich Sie bitten darf – halten Sie Ihren Mann mit beiden Armen im Hause fest, wenn er wieder solche Vorträge halten will! Er wird Sie beide ins Verderben stürzen.
Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/69&oldid=- (Version vom 31.7.2018)