Magdalene (plötzlich ernster): Ach ja, wir sind glücklich, nicht wahr? – Und du liebst mich wirklich über alles, nicht wahr?
Wolfgang: Liebchen! Was soll diese überflüssigste aller Fragen!
Magdalene: Ich will wissen, ob du mir böse sein wirst.
Wolfgang (erstaunt): Dir böse sein –?
Magdalene: Ja – wenn ich dir etwas gestehe.
Wolfgang: Und was hast du mir zu gestehen?
Magdalene: Nein, erst sollst du mir versprechen, daß du nicht zürnen willst.
Wolfgang: Nun gut, ich versprech’ es Dir.
Magdalene: Vor vierzehn Tagen war Pastor Meiling hier.
Wolfgang (zurückfahrend): Pastor Meiling? – Wußte er, daß ich nicht zu Hause sei?
Magdalene: Daß weiß ich nicht.
Wolfgang: Hm. – Warum hast du mir das denn verheimlicht?
Magdalene: Siehst du, nun wirst du doch böse –!
Wolfgang (zerstreut): Nein, nein – er wollte dich natürlich überreden, den Kleinen taufen zu lassen.
Magdalene: Ja – und daß wir uns trauen ließen.
Wolfgang: So, daß wir uns trauen ließen. – Aber ich sehe gar keinen Grund, mir das zu verheimlichen.
Magdalene: Ich fürchtete, daß es dich in Zorn bringen würde.
Wolfgang: Mich in Zorn bringen? Warum soll der Mann nicht versuchen, der Kirche Anhänger zu gewinnen? Es würde mir schlecht anstehen, wenn ich ihm das Recht dazu streitig machen wollte!
Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/48&oldid=- (Version vom 14.6.2022)