ich nun auch nicht schweigen müßte – würden Sie mich zu Ihrem Präsidenten haben wollen?
Stein (zuckt hülflos die Achseln).
Wolfgang: Heraus damit, ja oder nein.
Stein (nach verlegenem Zögern): Nein, Herr Behring.
Wolfgang (sinkt vernichtet in seinen Stuhl): Nein. – Natürlich nicht. – Und vor einem Jahre, Mensch, hatt’ ich ein Gefühl in der Brust, daß ich die Menschheit anführen könne gegen alle Götter und Teufel – und mit diesen meinen Händen hätt’ ich den erwürgt, der mir in’s Gesicht gesagt hätte, ich sei nicht anständig genug, um ehrenwerte Männer anzuführen. Aber Sie – Sie haben nichts von mir zu fürchten – (weinend vor Wut:) ich thu Ihnen garnichts, sehn Sie – garnichts – garnichts! – (Pause.)
Stein: Herr Behring – – es thut mir so furchtbar leid um Sie – – – aber ich weiß nich, womit ich Sie trösten soll –
Wolfgang (ist aufgesprungen, giebt ihm die Hand): Lassen Sie’s gut sein, Herr Stein, ich werde mich schon selber trösten.
Stein: Na – adieu, Herr Behring.
Wolfgang: Adieu, Herr Stein.
Stein (umkehrend): Wenn Sie meine Frau noch mal sehn wolln, Herr Behring –
Wolfgang (abwesend): Ihre Frau? (Sich besinnend:) Ja so – ich – ich komme bald nach.
Stein: Schön. Adieu, Herr Behring.
Wolfgang: Adieu.
Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/116&oldid=- (Version vom 31.7.2018)