sehen Sie, unseres da, wäre nun gerade weder stille noch heilsam. Es hätte den Weg zwar gereiniget, aber zugleich gesperrt. Jedermann würde es uns auf den Kopf zusagen, – und leider hätten wir es gar nicht einmal begangen! – Das liegt doch wohl nur blos an Ihren weisen, wunderbaren Anstalten?
Marinelli. Wenn Sie so befehlen –
Der Prinz. Woran sonst? – Ich will Rede!
Marinelli. Es kömmt mehr auf meine Rechnung, was nicht darauf gehört.
Der Prinz. Rede will ich!
Marinelli. Nun dann. Was läge an meinen Anstalten? daß den Prinzen bey diesem Unfalle ein so sichtbarer Verdacht trifft? – An dem Meisterstreiche liegt das, den er selbst meinen Anstalten mit einzumengen die Gnade hatte.
Der Prinz. Ich?
Marinelli. Er erlaube mir, ihm zu sagen, daß der Schritt, den er heute morgen in der Kirche gethan, – mit so vielem Anstande er ihn auch gethan – so unvermeidlich er ihn auch thun mußte – daß dieser Schritt dennoch nicht in den Tanz gehörte.
Gotthold Ephraim Lessing: Emilia Galotti. Christian Friedrich Voß, Berlin 1772, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Emilia_Galotti_(Lessing_1772).djvu/97&oldid=- (Version vom 31.7.2018)