nicht verleumde! – begleitet mit keiner Verwünschung – Die Verwünschung denk’ ich hinzu. – Der Name Marinelli war das letzte Wort des sterbenden Grafen.
Marinelli. Des sterbenden Grafen? Grafen Appiani? – Sie hören, gnädige Frau, was mir in Ihrer seltsamen Rede am meisten auffällt. – Des sterbenden Grafen? – Was Sie sonst sagen wollen, versteh’ ich nicht.
Claudia. (bitter und langsam) Der Name Marinelli war das letzte Wort des sterbenden Grafen! – Verstehen Sie nun? – Ich verstand es erst auch nicht: ob schon mit einem Tone gesprochen – mit einem Tone! – Ich höre ihn noch! Wo waren meine Sinne, daß sie diesen Ton nicht sogleich verstanden?
Marinelli. Nun, gnädige Frau? – Ich war von je her des Grafen Freund; sein vertrautester Freund. Also, wenn er mich noch im Sterben nannte –
Claudia. Mit dem Tone? – Ich kann ihn nicht nachahmen? ich kann ihn nicht beschreiben: aber er enthielt alles! alles! – Was? Räuber
Gotthold Ephraim Lessing: Emilia Galotti. Christian Friedrich Voß, Berlin 1772, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Emilia_Galotti_(Lessing_1772).djvu/88&oldid=- (Version vom 31.7.2018)