die gute Sibylle: Wer über gewisse Dinge seinen Verstand nicht verlieret, der hat keinen zu verlieren!
Der Prinz. Ich verstehe Sie nicht. – Lieber Galotti, was kann ich mehr thun? – Lassen Sie es dabey: ich bitte Sie. – Ja, ja, in das Haus meines Kanzlers! da soll sie hin; da bring’ ich sie selbst hin; und wenn ihr da nicht mit der äußersten Achtung begegnet wird, so hat mein Wort nichts gegolten. Aber sorgen Sie nicht. – Dabey bleibt es! dabey bleibt es! – Sie selbst, Galotti, mit sich, können es halten, wie Sie wollen. – Sie können uns nach Guastalla folgen; Sie können nach Sabionetta zurückkehren: wie Sie wollen. Es wäre lächerlich, Ihnen vorzuschreiben. – Und nun, auf Wiedersehen, lieber Galotti! – Kommen Sie, Marinelli: es wird spät.
Odoardo. (der in tiefen Gedanken gestanden.) Wie? so soll ich sie gar nicht sprechen meine Tochter? Auch hier nicht? – Ich lasse mir alles gefallen; ich finde ja alles ganz vortrefflich. Das Haus eines Kanzlers ist natürlicher Weise eine Freystadt der Tugend. O, gnädiger Herr, bringen
Gotthold Ephraim Lessing: Emilia Galotti. Christian Friedrich Voß, Berlin 1772, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Emilia_Galotti_(Lessing_1772).djvu/143&oldid=- (Version vom 31.7.2018)