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Johann Wolfgang von Goethe: Elegien. In: Die Horen, 2. Bd., 6. St., S. 1-44 | |
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Dritte Elegie.
Laß dich, Geliebte, nicht reun, daß du so schnell dich ergeben,
Glaub’ es, ich denke nicht frech, denke nicht niedrig von dir.
Vielfach wirken die Pfeile des Amors, denn einige ritzen
Und vom schleichenden Gift kranket auf Jahre das Herz;
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Aber mächtig befiedert, mit frisch geschliffner Schärfe, Dringen die andern ins Mark, zünden auf einmal uns an.
In der heroischen Zeit, da Götter und Göttinnen liebten,
Folgte Begierde dem Blick, folgte Genuß der Begier;
Glaubst du, es habe sich lange die Göttinn der Liebe besonnen,
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Als im Idäischen Hayn einst ihr Anchises gefiel?Hätte Luna gesäumt den schönen Schläfer zu küssen;
O so hätt’ ihn geschwind neidend Aurora geweckt.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Elegien. In: Die Horen, 2. Bd., 6. St., S. 1-44. Cotta, Tübingen 1795, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Elegien_(Goethe).djvu/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)
Johann Wolfgang von Goethe: Elegien. In: Die Horen, 2. Bd., 6. St., S. 1-44. Cotta, Tübingen 1795, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Elegien_(Goethe).djvu/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)