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Seite:Elegien (Goethe).djvu/38

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Johann Wolfgang von Goethe: Elegien. In: Die Horen, 2. Bd., 6. St., S. 1-44

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Schaut er nach dem Olymp, so glaubst du er schaue nach deinen

     Mächtigen Knieen, vergieb! Nur in den Aether nach mir
Blickt der würdigste Mann. Mich zu verdienen durchschreitet
     Leicht sein mächtiger Fuß Bahnen die keiner betrat.
Aber auch ich begegn’ ihm auf seinen Wegen und preise

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     Seinen Nahmen voraus, eh’ er die That noch beginnt.

Mich vermählst du ihm einst, der Amazonen Besieger
     Werd auch meiner, und ihn nenn ich mit Freuden Gemahl!“
Alles schwieg, sie mogten nicht gern die Prahlerinn reitzen,
     Denn sie denkt sich, erzürnt, leicht was gehässiges aus.

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Amorn bemerkte sie nicht, er schlich bey Seite, den Helden

     Bracht er mit weniger Kunst unter der Schönsten Gewalt.
Nun vermummt er sein Paar, ihr hängt er die Bürde des Löwen
     Ueber die Schultern und lehnt mühsam die Keule dazu.
Drauf bespickt er mit Blumen des Helden sträubende Haare,

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     Reichet den Rocken der Faust, die sich dem Scherze bequemt.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Elegien. In: Die Horen, 2. Bd., 6. St., S. 1-44. Cotta, Tübingen 1795, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Elegien_(Goethe).djvu/38&oldid=- (Version vom 31.7.2018)