mit dem Onkel! Er macht uns ja zum Gespött der Menschen!“ Sie war stehengeblieben und schaute ihren schlanken und sonngebräunten Begleiter unwillig an. „So reden Sie doch! Sie kennen doch die Verhältnisse! Diesem Mißtrauen gegen all und jeden ist schon krankhaft! Nun wieder die Angelegenheiten mit der Piesecke! Wenn sie ihre Drohungen wahrmacht und den Onkel wegen Verleumdung verklagt, dann … – dann wird uns die ganze Stadt noch mehr auslachen, und mit Recht!“
Rechtsanwalt Gart, der erst vor Tagen von seinem Sommerurlaub zurückgekehrt war, blinzelte die energische Lotte etwas übermütig an. Trotzdem lag in seinen Augen ein gewisser nachdenklicher Schimmer. „Uns lacht man aus, uns beide?“ meinte er schmunzelnd. „Ich wünschte, es wäre so! Aber leider ist es nicht so! Denn wenn man uns beide auslachen würde, so hätte ich ein Recht, für Sie einzutreten, Fräulein Lotte, und …“
„Hören Sie doch bitte damit auf!“ fiel sie ihm ins Wort, senkte aber schnell den Kopf. Sobald Felix Gart sein bekanntes liebenswertes Schmunzeln um die Lippen bekam, fiel es Lotte noch schwerer, sich auch ihm gegenüber durchzusetzen …
„Um auch das ein für allemal zu klären“, fügte sie eiligst hinzu, behielt aber den Kopf geneigt … „Wir sind Freunde, nichts mehr! Wie
K. Walther: Eine alte Kommode. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1935, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eine_alte_Kommode.pdf/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)